Taschenlampen-Hände
„Twilight“ und „Harry Potter“! Das scheinen die einzigen funktionierenden Jugend-Roman-Reihen gewesen zu sein, die sich in jüngster Zeit gut als Filme gemacht haben. Alles andere versank oder versinkt aktuell an den Kinokassen. Jüngstes Beispiel für wenig Erfolg trotz Bestseller-Bücher ist „Chroniken der Unterwelt“, dessen Fortsetzung dank fehlender Kinogänger zu scheitern droht. Doch auch andere Reihen kamen nie so wirklich über einen Film hinaus: Da hätten wir zum Beispiel „Der Goldene Kompass“ oder „Eragon“. Wenn man jetzt noch tiefer in die Materie eindringen würde, könnte man sicherlich noch ein paar Beispiele mehr finden. Aber wichtiger ist doch, dass die Dinger scheinbar nicht einmal die Leser in die Kinos locken können. Könnte es vielleicht daran liegen, dass so viele dieser Filme einfach lieblos zusammengehackt werden und dabei Story und Figuren und letztendlich der Zuschauer die Opfer der ewigen Geldmaschinerie Hollywoods werden? Vielleicht. Sehr wahrscheinlich sogar.
Ein weiteres dieser Opfer, von dem ich vorher so gar nichts mit bekommen habe, nennt sich „Ich bin Nummer Vier“ – ebenfalls eine Jugendbuch-Reihe um einen Kampf zwischen ausgesetzten jungen Außerirdischen und ihren Verfolgern. Im gleichnamigen Film lernen wir einen Jungen kennen, der sich an seiner neuen Schule als John Smith (Alex Pettyfer) ausgibt. Wie John wirklich heißt, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass er Nummer Vier von einer Reihe außergewöhnlicher Kinder ist, die vom Planeten Lorien stammen und auf der Erde von den bösen Mogadori gejagt werden. Nach dem Tod von Nummer Drei und einem Vorfall, bei dem John seine Fähigkeiten offenbart, zieht er mit seinem Tutor Henri (Timothy Olyphant) in das beschauliche Städtchen Paradise. Hier lernt er nicht nur die hübsche Sarah (Dianna Agron) und den schüchternen Nerd Sam (Callan McAuliffe), sondern auch seine Fähigkeiten kennen.
Und was sind das für Fähigkeiten? In erster Linie kann der gute John seine Hände als Taschenlampen benutzen, was schon an sich ziemlich cool ist. Aber dann kann er auch noch ein bisschen Telekinese und Lichtblitze. John kann auch cool rumrennen, in Super-Slo-Mo irgendwo runterspringen und alles das, was Superman eigentlich auch schon längst kann. Beeindruckende Kräfte bekommt man in „Ich bin Nummer Vier“ wirklich nicht zu sehen. Und selbst wenn man sie zu sehen bekommt, fällt das recht harmlos aus…
Wenn man bedenkt, dass Michael „Transformers“ Bay diesen Film produziert hat, dann geht eindeutig zu wenig kaputt. Außer vielleicht das Interesse an den Büchern. Denn „Ich bin Nummer Vier“ macht alles falsch, was man nur falsch machen kann. Erstens: Man bekommt von allem etwas und das in einer Form, die schon seit dem ersten „Spider-Man“-Film ausgelutscht ist: ein bisschen Selbstfindungstrip, ein bisschen High-School-Drama inklusive Nerd und den doofen Football-Typen, ein bisschen Liebesstory, bei der die durchaus charmante Dianna Agron nur seufzen darf und ganz am Ende gibt’s auch ein bisschen Action.
Aber das alles ist suuuuuuperlangweilig. Zum einen erfährt man einfach gar nichts. Es gibt keine Hintergrund-Info, warum John von seinem Planeten jemals fliehen musste oder warum diese hässlichen Mogadori-Typen ihn und seine Leute töten wollen. Wahrscheinlich hat man sich das für einen möglichen zweiten Teil aufgehoben, aber ein bisschen was davon hätte in diese ansonsten extrem vorhersehbare und langweilige Story schon einfließen können. Die orientiert sich dann auch echt extrem am „Twilight“-Schema – das war zumindest so mein erster Gedanke, der durch den mysteriösen Neuling an der Schule mit tollen Fähigkeiten nur mehr und mehr bestätigt wurde.
Doch damit nicht genug: Alex Pettyfer äfft dann auch mehr oder weniger den Robert Pattinson nach und versucht mit einem einzigen Gesichtsausdruck möglichst alle Emotionen darzustellen. Leider funktioniert das so nicht. Pettyfer ist so austauschbar wie jeder andere in diesem Film. Dianna Agron bietet hier auch nur das hübsche Gesicht und eine schnulzige „Ich-muss-alles-fotografieren-weil-ich-so-besonders-bin“-Story. Wirklich schade ist’s da auch nur um den für solche Filme mittlerweile schon obligatorischen bekannteren Star. In diesem Fall muss Timothy Olyphant leiden… und wir leiden mit ihm.
„Ich bin Nummer Vier“ ist ein Beweis dafür, dass Michael Bay lieber bei dem bleiben sollte, was er gut kann. Denn gutes Popcorn-Kino der Bay-Art stelle ich mir anders vor. Diese Sci-Fi-Grütze ist echt flach und einfallslos… und bestätigt auch wieder, dass erfolgreiche Bücher nicht immer auch erfolgreiche Filme abgeben.
Wertung: 2 von 10 Punkten (unterirdischer geht’s gar nicht… nach „City of Bones“ schon der zweite Film, bei dem ich „Twilight“ lieber gesehen hätte)
Da hatte ich doch seinerzeit glatte vier Punkte mehr vergeben – unter anderem, weil für mich das Finale wieder einiges rausgerissen hat. Was den Rest angeht, sind wir und einigermaßen einig, wenn ich das auch alles nicht ganz so negativ sehe.
Ja, das Finale ist schon nicht schlecht, wirkte mir persönlich aber zu aufgesetzt. Höchstwahrscheinlich, weil die Durststrecke bis dahin einfach viel zu lang war.
Ich glaube zu dem hatte ich mal gar nichts geschrieben. irgendwie hatte er so einen echten Peinlichkeitsfaktor und ich weiß nicht ob ich den hier oder Beastly schlimmer fand 😆
Den goldenen Kompass fand ich richtig gut, auch wenn er natürlich gekürzt und nicht so brutal wie das Buch war. Schade, dass der nicht so angekommen ist. Für mich eine gute Buchverfilmung.
„Der Goldene Kompass“ hat mir auch ganz gut gefallen… davon hätte ich durchaus gern gesehen, wie es weitergeht. „Ich bin Nummer Vier“ ist dagegen eine dieser Reihen, bei der ich keineswegs traurig bin, dass sie nicht fortgesetzt wird 😉
Du hast ja so recht. Ich frage mich gerade, warum ich dem damals eine so hohe Wertung gab? Muss ein Aussetzer gewesen sein. 😀
Wie hoch war den die Wertung? Und vor allem, wie hoch war der Alkohol-Spiegel bei der Sichtung 😉
Hey, ich dachte Ms. Steward sei es, die mit einem Gesichtsausdruck alle Emotionen zur Schau stellt – offener Mund, monotoner Blick, ein leichtes Stöhnen in der Kehle, bei dem man sich immer fragt, wie das irgendetwas anderes als die „eine“ Emotion sein kann..
. Pattinson hat ja nun doch schon mehrfach bewiesen, dass er ein ganz passabler Schauspieler ist. Vielleicht wurde er von den hängenden Mundwinkeln seiner Freundin „runtergezogen“.
Problem liegt glaube ich echt in dem Versuch, Franchisen auszuschlachten. Die meisten katastrophalen Jugendbuch-Verfilmungen entstammen Buchreihen. Außer Hunger Games folgt da lange nichts. Einzelne Werke werden da oft mit mehr Liebe zum Detail umgesetzt. Da scheinen sich alle beteiligten irgendwie mehr zusammenzureißen. (s. Oliver Twist, etc.). „Hüter der Erinnerung“ könnte da im nächsten Jahr ganz gut werden… hoffentlich.
Ich habe einen „Twilight“-Film gesehen und da bevorzugte Pattinson auch die Mono-Mimik! Und außer den nicht so sonderlich guten „Bel Ami“ habe ich von ihm bisher nicht viel gesehen… und selbst da bleibt er recht blass und starr.
Dass mit den Franchisen ist doch im Endeffekt auch das Gleiche wie mit den Comics oder Game-Verfilmungen… der Versuch, etwas schon dagewesenes weiterzuverarbeiten. Dabei gehen die meisten Studios aber leider ziemlich scheiße um… Hauptsache, sie hauen es raus und locken die Fans ins Kino. Wenn genug kommen, dann geht’s weiter…
„Hüter der Erinnerung“ sagt mir gar nichts, wird sich aber mal vorsichtig zur Recherche vorgemerkt 😉
Da hast du wohl recht. Die Zack Snyder (300, Watchmen) Filme sind immer ne gute Ausnahme, oder Sin City. Ich glaube echt, da will ein Fan gewissen Comics einfach ein optisches Denkmal setzen in einem anderen Medium. Wenn man aber bedenkt, was von Marvel jetzt alles in der Mache ist, dann kann man sich echt schwer vorstellen, dass es dabei um irgendetwas anderes als das Klingeln in den Kassen geht. Leider…
Noch bin ich ja ein Marvel-Film-Fan, aber so langsam mache ich mir schon Sorgen, wenn man immer hört, was da noch alles kommt… immer mehr und noch mehr. Einzig bei Edgar Wrights „Ant-Man“ mache ich mir irgendwie überhaupt keine Sorgen 😉 Der wird das Ding schon schaukeln.