Die Flüstermenschen
Es ist ja eigentlich schon schade, was für einen großen Bogen man um Nicolas Cage-Filme machen muss. Der Mann war mal wer – ein richtiger Action-Typ, der aber gleichzeitig auch ein toller Charakterdarsteller war. Der Mann drehte mit Lynch, Scorsese und anderen großartigen Regisseuren. Nic Cage war eine coole Sau und jeder Film war auch wirklich sehenswert. Doch mittlerweile trifft Cage seine Entscheidungen wohl mit einem Münzwurf. Da haut dann hier und da eine Rolle noch mal hin (wie seine kleine, aber feine Nebenrolle in „Kick-Ass“), aber viel zu oft sind da so schlimme Nieten wie „Next“ oder „Ghost Rider“ mit dabei. Der Mann demontiert quasi seinen eigenen Status… weswegen Nic Cage bei mir nicht mehr zieht.
Somit bleibt die Frage, warum schaue ich mir „Knowing“ an. Ein Film, in dem Cage Astrophysiker John spielt, der nach dem Tod seiner Frau mit seinem Sohn Caleb (Chandler Canterbury) allein lebt. Caleb bringt irgendwann einen merkwürdigen Zettel mit nach Hause, der aus einer Zeitkapsel stammt, die Schüler vor 50 Jahren füllten. Der Zettel ist voller Zahlen… und nach einer durchzechten Nacht erkennt John das System dahinter: Jede Zahl steht für ein schreckliches Ereignis… und die letzten drei Daten stehen noch bevor. Mit Abby (Rose Byrne), ihres Zeichens Tochter der Verfasserin von Johns Zettel, versucht John dem Ganzen auf den Grund zu gehen.
Nicolas Cage sieht schon wieder in die Zukunft. Nachdem „Next“ schon Scheiße war – und der basierte sogar auf einer Kurzgeschichte von Sci-Fi-Gott Philip K. Dick – war mir eigentlich schon von Anfang klar, dass ein weiterer Cage-sieht-in-die-Zukunft-Film nichts taugen wird. Trotzdem blieb ich hängen… wegen einem anderen Namen.
Regisseur Alex Proyas hat ja schon mit mehreren spannenden Projekten bewiesen, dass er gute Geschichten erzählen kann. Sein „Dark City“ war ein absolut starker Film, der sich vor „Matrix“ und Co. nicht verstecken muss. Sein „The Crow“-Film hat Kultstatus und auch sein letzter Film „I, Robot“ war eigentlich nicht schlecht. Und da wir jetzt leider darauf verzichten müssen, dass Proyas mit John Miltons „Pardise Lost“ die Entstehung der Hölle verfilmt, schaut man halt „Knowing“.
Schon mal eins vorweg: Der Film ist auf jeden Fall besser als „Next“. Selbst Nicolas Cage ist hier besser als erwartet. Als trinkender, von Schuldgefühlen geplagter Vater versucht er tapfer, seinen Sohn, sich selbst und die ganze Welt zu retten. Zwar legt er nicht unbedingt so viel Herzblut rein wie man vielleicht erwarten würde… aber was den Nic-Cage-Standard angeht, wollen wir hier mal nicht meckern.
„Knowing“ liefert also einen passablen Nic Cage und sogar eine halbwegs passable Story, die durchaus ihren Reiz hat. Zumindest zu Beginn. Allerdings wirken einige „Wendungen“ ein wenig sehr gezwungen… so ist wirklich nichts besonderes dran, wenn John hinter das Geheimnis der Zahlen kommt. Da schreibt er „911“ und kann natürlich nur dazu kommen, dass es sich hier um 9/11 handelt… und schwupps, schon ist’s wie bei „A Beautiful Mind“: Aus dem riesigen Zahlensalat werden große Zusammenhänge. Naja… Proyas hat sich da nicht besonders angestrengt, und so wirken auch andere wichtige Story-Elemente. Wie zum Beispiel auch die ominösen Flüstermenschen, die John und seinen Sohn immer wieder verfolgen und Caleb sogar sehr ansprechende CGI-Visionen von brennenden Tieren geben. Auch aus diesen merkwürdigen Besuchern hätte man – allein schon wegen der Spannung – ein wenig mehr machen können. So dümpelt „Knowing“ auf halbwegs akzeptablen Mystery-Niveau vor sich her… nur um zu einem recht merkwürdigen Finale zu kommen. Man darf ja an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber es ist wirklich merkwürdig: Auf der einen Seite ist es eine nette Idee, die aber blöd vorbereitet wurde und sich dann am Ende ebenfalls zu sehr im CGI-Bombast verliert.
Ich bleibe ja dabei, wenn Proyas irgendwann noch einmal die Chance bekommt, „Paradise Lost“ zu drehen, dann freue ich mich. „Knowing“ war in dieser Hinsicht zumindest schon mal ein netter Versuch, biblische Themen unterhaltsam zu verarbeiten. Der große Wurf ist ihm damit zwar nicht gelungen, aber immerhin stinkt Nic Cage nicht so extrem ab wie sonst in seinen letzten Filmen.
Wertung: 7 von 10 Punkten (hin und wieder findet auch ein blindes Nic-Cage-Huhn mal ein Korn und schauspielert halbwegs gut)
Passabler Film, aber das Ende war doch furchtbar oder?
Ja, das meine ich ja. Ich saß auch echt da und dachte mir „Nee, das ist jetzt nicht euer Ernst?!?“ Viele Ideen im Film waren echt gut und dann so was…
Also gegen Knowing ist Next doch ein super Film!
Knowing ist so peinlich und hat mir fast Beethovens 7. verleidet 😉
Nee, nee.
Sehe ich irgendwie genau anders. „Next“ fand ich wirklich schrecklich, während ich mir „Knowing“ durchaus in Ruhe angucken konnte.
Perfekt sind sie aber beide nicht. Beide verspielen sehr coole Ideen mit miserabler Umsetzung.
Ganz genau, zwei tolle Geschichten, aber schlecht verfilmt, Cage hin oder her 😆
Ok. Erst einmal: „Next“ war großartig! Und dann: „Knowing“ war scheiße! So. Warum war Knowing scheiße? Er war großartig. Bis auf das Ende. Das war so dermaßen scheiße, dass der gesamte Film scheiße war.
Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich denken soll?!?!?!?!?!? „Next“ fand ich jedenfalls megadoof… und „Knowing“ macht sich wirklich alles wegen dem Ende kaputt. Und hat somit ein echtes Problem: Wenn man es vorher nicht weiß, ist man enttäuscht und wenn man es vorher weiß, guckt man ihn vielleicht erst gar nicht. Der arme, arme Film. Und Proyas mochte ich eigentlich immer sehr. Naja…
Die Story von Next fand ich einfach nur grandios. Ebenso war zumindest ich vom Ende äußerst überrascht. Und Nic Cage gefiel mir sehr in der Rolle. Ich weiß irgendwie gar nicht, was man gegen den Film haben kann.
Wenn ich so drüber nachdenke, war’s bei mir vor allem die Enttäuschung, dass wiedre einmal Philip K. Dick dafür herhalten musste und das mir irgendwas mit dem ganzen Zeitreisen nicht so wirklich zugesagt hatte. Aber es ist jetzt leider auch schon verdammt lange her, dass ich „Next“ gesehen habe.
Einigen wir uns darauf, dass Ales Post- „Caster Troy“ ein Schritt zurück ist. Nicht falsch verstehen, oft kann man sich ihn sehr gut anschauen, den Herr Cage, aber nie hat er einem Film je wieder so seinen Stempel aufgedrückt, wie in Face Off.
Stimmt. „Face/Off“ ist wirklich so der letzte große Cage-Film… oder will mir jetzt einfach kein weiterer einfallen? 😉
Con Air war davor, ne? Wie gesagt in Kick Ass fand ich ihn nicht schlecht, in den Tempelritter filmen auch nicht. Aber da füllt er einfach ne Rolle, die könnte auch jeder andere füllen. In Face Off war er einfache stark
Yup, Con Air war davor! Und ja, du hast Recht!