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Es regne Blut!

15. Mai 2013

Vor Kult wird nicht mehr halt gemacht. Alles wird heutzutage recycelt. Wir müssen ja schließlich an die Zukunft denken. Und wenn es da mal einen Klassiker gibt, bei dem die Jugend von heute vielleicht nur mit der Stirn runzelt, wenn sie den Namen hört, dann ist es Zeit für ein Remake. Alte Klassiker dürfen schließlich nicht untergehen. Vielleicht wird so der ein oder andere angeregt, sich nach dem Remake noch einmal mit dem Original zu beschäftigen… was durchaus ein schöner Nebeneffekt sein kann. Vielleicht entdeckt so der ein oder andere auch den Zauber längst vergessener Filme.

Nun gut, bei Sam Raimis „The Evil Dead“ von einem längst vergessenen Film zu sprechen, ist möglicherweise etwas zu weit hergeholt. Denn der Film ist einfach nicht tot zu kriegen. Tot ist er zwar nicht, aber dafür verbannt und hinter Schloss und Riegel – zumindest hier in Deutschland. Da will man nicht, dass die Zuschauer sehen müssen, wie Bruce Campbell als Ash gegen seine von Dämonen besessenen Freunde kämpfen muss. Zum Glück für alle, die wissen wollen, worum es so halbwegs ging, gibt’s ja jetzt das Remake… und das ist vorerst nicht verboten, beschlagnahmt oder verbannt.

In „Evil Dead“ begeben sich – wie schon im Original – fünf Freunde in eine ziemlich gruselig aussehende Hütte. Doch dieses Mal nicht, um Urlaub zu machen. Stattdessen wollen sich David (Shiloh Fernandez) und seine Freunde um Davids süchtige Schwester Mia (Jane Levy) kümmern. Aber dann finden sie ein merkwürdiges Buch, Davids Freund Eric (Lou Taylor Pucci) liest eine Passage daraus laut vor (obwohl mehrere Zeilen ihn davor warnen, hier nichts vorzulesen… tja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil… oder in diesem Fall eben nicht) und schon geht’s los.

Man könnte sich jetzt natürlich wieder lange darüber streiten, ob dieses Remake wirklich notwendig ist oder nicht. Die Tatsache, das sowohl Sam Raimi als auch Bruce Campbell von Anfang an bei der Produktion dabei waren, genügt mir aber. Somit sind die zwei wichtigsten Menschen der „Evil Dead“-Reihe auch beim Remake mit dabei und sorgen dafür, dass das Feeling des Originals bestehen bleibt.

Mal abgesehen von der Tatsache, dass Shiloh Fernandez absolut kein würdiger Bruce Campbell-Ersatz ist (aber wer ist das schon???), macht Regisseur Fede Alvarez eigentlich alles richtig. Denn genau wie schon im Original geht es weniger um eine starke Story noch um besonders ausdrucksstarke Darsteller. Wichtig ist nur die Atmosphäre und das „Schlachten“ von Dämonen.

Bevor wir uns darum kümmern, vielleicht zwei Dinge: Die Drogensucht Mias ist eigentlich ein ganz netter Touch, ermöglicht das nämlich gerade zu Beginn, dass die meisten Hüttenbewohner ihre Wahnvorstellung als Nebenwirkung des Entzugs werten. Eine simple Idee, die aber äußerst effektiv ist, um für ein bisschen mehr Ahnungslosigkeit bei den Charakteren und somit für etwas mehr Spannung zu sorgen. Gleichzeitig muss man an dieser Stelle wenigstens eine Dame besonders hervorheben: Jane Levy ist toll. Ob als zerbrechliche Schwester oder als Dämon – Levy ist nicht nur Scream-Queen, sondern auch wirklich, wirklich gut.

Wirklich, wirklich gut – und damit kommen wir jetzt eigentlich zum Wesentlichen – ist auch der Rest von „Evil Dead“. Der Trailer verspricht nicht zu viel und Fede Alvarez hat sich auch besonders viel Mühe gegeben, alle Zerstückelungen, Gliedmaßen-Trennungen, Gesichtsentstellungen und Dämonen-Beseitigungsvorgänge so realistisch wie möglich aussehen zu lassen. Im Vergleich dazu könnte Raimis Original auf einem Kindergeburtstag laufen… und, nein, ich übertreibe nicht. Ob nun Hammer, Nagelschuss-Gerät, Kettensäge oder Glasscherbe – wenn man damit Schaden anrichten kann, dann wird damit auch Schaden angerichtet. Da fließt das Kunstblut Literweise (wirklich, es fließt Literweise, das ist jetzt keine Übertreibung). Während Raimis Knet-Stop-Motion-Versuche schon recht ansehnlich waren, ist Alvarez Gewalt-Orgie schon fast nicht mehr anzusehen… es sei denn, man traut sich, zwischen den Finger der vorgehaltenen Hand durchzuschielen. Es geht hart auf hart… viele Verschnaufpausen lässt uns der Film nicht zukommen. Wirklich amüsant wie im Original ist das auch nicht – außer vielleicht Davids ständigen Versuche, alle möglichen größeren Wunden mit Paketklebeband zu verarzten.

Auch fehlt es „Evil Dead“ irgendwann ein wenig an Atmosphäre. Im Endeffekt geht es von einer Schlachterei zur nächsten. Gruselig ist das nicht, aber manchmal unerträglich realistisch.

„The Evil Dead“ ist Kult, daran wird auch dieses Remake nichts ändern. Es könnte höchstens sein, dass der Film selbst Kultstatus erreichen könnte – allein für die Tatsache, dass es endlich mal wieder ein Film ist, der hält, was er im Trailer verspricht… und dieses Versprechen wird mit jeder Menge Kunstblut verewigt.

Wertung: 8 von 10 Punkten (Remake geglückt, Hollywood hat kein Kunstblut mehr und ich rate allen Fans des Originals: WARTET UM GOTTES WILLEN DEN ABSPANN AB!!!!)

12 Kommentare leave one →
  1. 15. Mai 2013 08:52

    An und für sich klingt das nach einem sehr guten Remake, aber ich muss zugeben, dass ich auf derartigen Brutal-real-ismus keine Lust habe. Kannst mir via Mail den Spoiler zum Abspann schicken. 😉

    • donpozuelo permalink*
      15. Mai 2013 14:31

      Es ist ein gutes Remake, aber auch eine Schlachtenplatte, das stimmt. Abspann-Spoiler folgt dann per Mail 😉

  2. 15. Mai 2013 22:55

    Ehrlich gesagt, auch wenn ich das Original damals richtig mochte…mittlerweile ist es ja schmerzhaft trashig *hust* .
    Zum Remake: eigentlich sagt ja niemand was schlechtes drüber, also gehe ich da ganz beruhigt ran. Das mit dem blutigsten Film ever hat mir ne Blogfreundin genau so erzählt :-))

    • donpozuelo permalink*
      15. Mai 2013 22:59

      Das Original ist wirklich trashig, aber ich bin noch im „gut trashig“-Stadium 😉

      Das Remake kann sich wirklich sehen lassen… und ja, es ist auch wirklich ein Film, der nicht gerade sparsam mit Blut und allem anderen umgeht.

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