Mama ist die Best(i)e!
Was macht einen Horrorfilm gut? Die Stars??? Wohl kaum. Die Effekte? Zum Teil. Die Story? Spielt auf jeden Fall auch eine wichtige Rolle. Aber was am wichtigsten ist, ist das Kopfkino. Die Geräusche im Hintergrund, der rasch vorbeihuschende Schatten, das Stöhnen aus dem Keller, die verzweifelten Schreie und die Flucht vor dem Unbekannten. Nun ist ja auch den meisten klar, dass es mittlerweile so viele Horror-Filme gibt, dass so ziemlich alles schon einmal ausprobiert wurde, weswegen man wohl immer davon ausgeht, dass Klischees gut verarbeiten immerhin noch als Old School angesehen werden kann. Und welche so etwas verdammt gut können, dann sind es eigentlich die Spanier.
Guillermo del Toro ist zwar selbst kein Spanier, ist aber immer bemüht, seinen spanischen Kollegen unter die Arme zu greifen. So hat es er auch mit Andrés Muschietti gemacht. Der hat 2008 einen 3-Minüter gedreht, der del Toro gefiel, woraufhin ein Film entstand: „Mamá“. Jetzt natürlich etwas länger als drei Minuten und mit Jessica Chastain natürlich auch noch hochbesetzt.
Fünf Jahre sucht Luke (Nikolaj Coster-Waldau) nach seinem Bruder, der aufgrund der Finanzkrise erst seine Frau erschoß und dann mit seinen beiden Töchtern für immer verschwand. Doch nach fünf Jahren findet man die beiden Mädchen wieder – verwahrlost. Das Sonderbare an der ganzen Sache: Scheinbar hat sich jemand um die Mädchen gekümmert, jemand, den die beiden Mama nennen. Um sie wieder zu resozialisieren, kommen die beiden Mädchen bei Luke und dessen Freundin Annabel (Jessica Chastain) unter… Nur leider ist Mama scheinbar auch mitgekommen.
Ich weiß nicht so ganz, wo der plötzliche Hype um „Mamá“ entstanden ist. Ich weiß nur, dass ich ihm auch verfallen war und nun mit der Realität konfrontiert wurde. Und da ist es ja oft so, dass man sich in seinem Kopf die Dinge schön, wunderbar, exzellent vorstellt und die Realität dann nur noch schwer mithalten kann. So ist es auch bei „Mamá“, der meinen hohen Erwartungen nicht gerecht werden konnte bzw. auch irgendwie zu Unrecht, so extrem gehypt wurde. Ich denke mal, es hat viel mit der Tatsache zu tun, dass die ebenfalls gehypte Jessica Chastain die Hauptrolle übernommen hatte. Nach „The Tree of Life“, „Take Shelter“ oder zuletzt „Zero Dark Thirty“ ist Chastain ohnehin gefragt wie nie… und auch wenn sie „Mamá“ mit ihren Tattoos, ihren kurzen schwarzen Haaren und der Möchtegern-Rocker-Attitüde schon etwas Glanz verleiht, ist Chastain eine Fehlbesetzung. Fehlbesetzung ist aber eher so gemeint, dass die Arme hier ziemlich unterfordert wird.
Genau so wie der geneigte Horror-Fan. „Mamá“ ist wirklich nichts besonderes. Eine mysteriöse Hütte im Wald, Motten, die wild herumflattern, Melodien, die auf einmal zu hören sind, knarrende, knackende Geräusch, dunkle Flecken an der Wand… blablabla. Regisseur Muschietti hat zwar einen tollen Kurzfilm geliefert, doch die Langfassung kommt da nicht hinterher. Ein Klischee jagt das nächste. Jeder Schritt ist vorhersehbar, selbst die vereinzelten Schockmomente erschrecken wirklich nur noch wegen der lauter werdenden Musik. Ansonsten ist das alles ziemlich alter Tobak, bei dem Kenner nur noch müde gähnen.
Aber das wäre alles nicht schlimm. Atmosphärisch ist „Mamá“ schon irgendwie. Hier und da funktionieren die Schattenspiele und das Poltern auch noch. Leider Gottes vergisst Muschietti das Kopfkino immer noch am besten funktioniert. Doch statt Kopfkino bekommen wir die gute Mama ziemlich schnell zu Gesicht und die sieht dann wirklich gar nicht mehr wirklich gruselig aus. Eher wie eine kaputte Marionette, deren Haare wild im nicht vorhandenen Wind flattern. Dazu bekommt die gruselige Mama auch noch eine typisch altbackene Hintergrundgeschichte auf den untoten Leib geschneidert, was noch weniger dazu beiträgt, Angst vor ihr zu haben.
Wie gesagt, Jessica Chastain gibt sich redlich Mühe, vor Mama Angst zu haben. Selbst Ser Jamie Lannister, hier unter seinem bürgerlichen Namen als Nikolaj Coster-Waldau, hat noch das gewisse Etwas. Nur hängt letztendlich alles von Mama ab… und die ist doof. In wirklich allen Belangen.
Wertung: 5 von 10 Punkten (ein Klischee jagt das nächste, Jessica Chastain schreit und wundert sich wahrscheinlich, was sie da tut… in diesem B-Movie)
Das Best(i)e ist der Titel. Am Film hatte ich eh nie Interesse. Aber gute Kritik.
😀 Danke, danke!!! Auf den Film hatte ich mich eigentlich schon ziemlich gefreut, weil die Trailer zumindest immer ganz gut ausgesehen haben.
ja, nicht nur der gute Horrorfilm lebt vom Kopfkino …. aber der besonders.
Willkommen!!!
Du sprichst die Wahrheit 😉
und schreibe auch darüber 😉
Beste Kömodie des Jahres hab mich herrlich amüsiert^^
😀 So kann man den Film natürlich auch betrachten. Aber wie gesagt, ich fand’s echt schade!!! Das hätte ein guter Old-School-Grusel-Film werden können…
Ich fand ihn eigentlich gar nicht so schlecht, hab mich ein paar Mal schon erschrocken. Und manche Schmunzler waren auch dabei, z.B. die lange Einstellung als die Kleine mit der Decke spielt und die größere Schwester dann völlig woanders auftauchte (um mal so wenig zu spoilern wie nötig).
Aber stimmt schon, Big Mama herself enttäuscht dann und auch das Ende geht doch zu sehr mit Fantasy-Elementen fremd. Kann man sich schon anschauen, aber dass der in USA so erfolgreich gelaufen sein soll, verwundert dann doch.
Überhaupt dieses ganze CGI-lastige Ende macht noch einmal eine ganze Menge kaputt. Was die Amerikaner an dem Film so gut fanden, werde ich nicht verstehen. Der Film hat hier und da schon seine guten Momente, in denen man auch mal zusammenzuckt, doch das Gesamtpaket ist schon eher mittelmäßig.