TWB VIII: Voodoo-Zauber
Es ist immer nicht einfach, wenn eine Filmreihe sich um eine einzige Person spinnt. Der erste Schauspieler, der diese Person spielt, wird auf ewig als Ursprung gewertet und erscheint unersetzbar. Man stelle sich nur vor, man würde Bruce Willis in „Stirb Langsam“ ersetzen, die Figur aber immer noch John McClane nennen. Der Aufschrei der Fangemeinde wäre unendlich laut. Ähnliche Kopfschmerzen bereitende Gedanken müssen wohl auch die Produzenten der Bond-Reihe gehabt haben. Alles fing mit Sean Connery an, der aber plötzlich mehr sein wollte als der Doppel-Null-Agent. Dann wechselte man in einer merkwürdigen Hau-Ruck-Aktion zu George Lazenby, nur um im darauffolgenden Film wieder zu Connery zurückzukehren. Doch für den war dann nach „Diamantenfieber“ wirklich endgültig Feierabend. Auch Lazenby stand nicht mehr zur Verfügung… also musste ein neuer Geheimagent her. Auftritt Roger Moore.
Moore war ja schon zu Beginn für „Dr. No“ im Gespräch, konnte aber aufgrund anderer Verpflichtungen die Rolle nicht annehmen. Doch wenn zwei nicht wollen, dann freut sich der Roger und schlüpfte bereitwillig in Bonds Anzug.
In „Leben und sterben lassen“ (OT: „Live and let die“) soll sich Bond (Moore), um drei Todesfälle kümmern. Drei Agenten wurden ermordet, während sie den Diplomaten Dr. Kananga (Yaphet Kotto) beschatteten. Der Diplomat von der Südsee-Insel San Monique ist in Geschäfte mit einem gefährlichen afroamerikanischen (!) Gangsterboss namens Mr. Big involviert. Und Bonds größtes Problem ist bei der ganzen Aktion Kanangas Medium Solitaire (Jane Seymour), die jeden Schritt Bonds voraussieht.
Ja, man muss es einfach zugeben, die Story ist nicht sonderlich ausgefeilter als beim Vorgänger „Diamantenfieber“. Im Gegenteil, es wird sogar ein bisschen abgedrehter… von wegen Voodoo und Tarotkarten. Und natürlich der Tatsache, dass Bond so ziemlich allein unter Afroamerikaner ist. Das, so habe ich zumindest gelesen, war auf der einen Seite der Versuch, mit der Zeit zu gehen. Doch die Tatsache, dass die meisten Afroamerikaner in diesem Film üble Burschen sind, wurden zur damaligen Zeit wohl von vielen Zuschauern äußerst kritisch betrachtet.
Ich kann zu „Leben und sterben lassen“ nur eines sagen: Das ist einer der ersten Bond-Filme, an den ich mich erinnern kann. Damals fand ich die ganze Sache mit dem Vodoo und den Karten noch furchtbar interessant. Mittlerweile hat das Ganze etwas von seinem Zauber für mich verloren. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich den Film gern gesehen habe. Nach seinem Fiasko mit „Diamantenfieber“ hat sich Regisseur Guy Hamilton zumindest zum Teil wieder rehabilitiert.
Mit der Story vielleicht nicht so sehr, dafür gibt’s aber endlich mal wieder sehenswerte Action. Besonders zu erwähnen ist dabei eine Verfolgungsjagd übers Wasser. Gut, solche hatten wir schon früher, aber diese schaffte es immerhin sogar ins Guinnes Buch der Rekorde. Darin jagt Bond mit einem Schnellboot vom Wasser über die Böschung, fliegt graziös über die Straße und landet auf der anderen Seite wieder im Wasser. Der Sprung war mit seinen fast 40 Metern schon ziemlich Rekord-verdächtig. Wer das Wasser nicht mag, für den zerschrottet Bond auch einen echten englischen Doppeldecker-Bus… nur landete die Fahrt in keinem Rekorde-Buch, ist aber trotzdem saugut.
Insgesamt machte „Leben und sterben lassen“ auf mich den Eindruck, als würde man viele Kleinigkeiten der vorherigen Bonds in diesem vereinen. Es gibt wieder das unterirdische Verließ mit der fast gleichen Mono-Rail, die wir schon in Blofelds Versteck in „Man lebt nur zweimal“ hatten. Dazu gibt es einen ähnlichen Zugabteil-Kampf wie in „From Russia With Love“ und böse, hungrige Viecher, die Bond auffressen wollen. Außerdem ist endlich mal wieder ein Scherke des Bösewichts dabei, der mit seiner merkwürdigen Eisen-Klauenhand nicht ganz an die Klasse eines Oddballs kommt. Leider vermisst man diese Klasse auch beim Schurken, der zudem noch einen der albernsten Abgänge hinlegt. Ach ja, und wer sich noch an Quarrel erinnern kann – Bonds Gehilfen aus „Dr. No“, der darf sich hier auf eine Überraschung freuen.
Aber was ist denn nun eigentlich mit Roger Moore? Passt der Typ? Ja, eigentlich schon. Wie gesagt, Roger Moore war für mich eigentlich der allererste Bond, da ich mit ihm damals angefangen habe. Somit komme ich mit Moore eigentlich ganz gut klar. Sein Bond ist hier allerdings etwas überspitzter dargestellt und wirkt in vielen Momenten fast schon wie ein Anti-Bond: statt Zigaretten raucht er Zigarre (und das selbst dann noch ganz nonchalant, wenn er mitten in seiner Mission steckt), statt Martini gibt’s für ihn nur Bourbon und statt der Walther PPK rennt er rum wie „Dirty Harry“ und wedelt mit seiner fetten Magnum durch die Gegend. Man muss sich halt auch an diesen Typen erst einmal gewöhnen… aber dafür bleibt ja jetzt noch ein bisschen Zeit.
Wertung: 7 von 10 Punkten (ein neuer Bond, bei dem noch nicht alles so richtig sitzt, der aber schon wesentlich mehr Spaß macht als sein Vorgänger)
Tse…
😀 Soll heißen???
Frevel-Das ist einer meiner Lieblingsbonds. 😉
Fand ich früher auch immer sehr toll… wie gesagt, war einer der ersten Bond-Filme, die ich je gesehen habe. Aber so mittlerweile… im direkten Vergleich mit seinen Vorgängern doch nicht ganz so stark. Immer noch gut, aber nicht ganz so stark.. 😉