Berühmt sein um jeden Preis
Michael Gordon Peterson hatte einen Traum. Er wollte berühmt sein. Egal wie. Doch Peterson hatte ein Problem: Er konnte eigentlich nichts. Er war kein Schauspieler, kein Sänger, kein richtiger Künstler. Peterson konnte eigentlich nur eins: zuschlagen. Doch selbst als Boxer brachte er es nicht sonderlich weit. Mit 22 Jahren passierte es dann. Peterson fand einen anderen Weg, um berühmt zu werden. Für lausige 26 Pfund, die er bei einem bewaffneten Raubüberfall erbeutete, landete er im Gefängnis… Hier konnte er sich so richtig austoben, was er dann auch tat. Und so wurden aus den anfangs sieben Jahren ein paar mehr. Sehr viele mehr. Insgesamt verbrachte Peterson – dank zahlreicher Geiselnahmen und Krawalle – sein halbes Leben nur im Gefängnis (mit gelegentlichen, aber sehr kurzen Aufenthalten in Freiheit). Peterson wurde so endlich berühmt – als Englands berüchtigster Gefangener. Mittlerweile malt Peterson auch Bilder, schreibt Fitness-Ratgeber und Gedichte. Und: Er hat einen eigenen Film. Gedreht von „Drive“-Regisseur Nicolas WindingRefn und mit Tom „Bane“ Hardy in der Hauptrolle, von dem Peterson übrigens gesagt haben soll, dass es keinen besseren gegeben hätte (Peterson hat den Film nie gesehen, durfte aber Hardy des Öfteren als Besucher empfangen).
Somit erfüllte sich Peterson seinen Traum, auch wenn ihn niemand unter seinem normalen Namen mehr kennt. Denn aus Michael Gordon Peterson wurde irgendwann Charles Bronson, weswegen Refns Film dann auch schlicht und einfach „Bronson“ heißt.
„Bronson“ ist jetzt nicht unbedingt das, was man unter einem normalen Bio-Pic verstehen würde. Statt einfach nur spröde alle wichtigen Punkte in Bronsons Leben abzuarbeiten, lädt uns Refn in den Kopf dieses Mannes ein. Als feingekleideter Sprecher in einem Varieté-Theater begrüßt uns Bronson und lässt uns so an seinen Gedanken teilhaben. Dabei erinnert er mit seinem irren Lachen, sein Ausbrüchen einmal an den Joker aus „Batman“ und ein anderes Mal an Alex aus „Clockwork Orange“. Sowieso scheint Kubricks Film Refn beeinflusst zu haben, erleben wir doch auch Szenen, in denen Bronsons Wutausbrüche mit klassischer Musik unterlegt werden. Einziger Unterschied: Im Gegensatz zu Alex schlagen bei Bronson alle Versuche der Rehabilitation fehl. Bronson ist ein verrückter Hund. Ein Tier von einem Mann. Ein riesiger Fleischberg, der im Chaos regiert.
Und wenn dieser Mann behauptet, dass Tom Hardy perfekt für die Rolle ist, dann glaubt man ihm das besser. Will sich ja niemand Ärger einfangen. Aber zum Glück ist Hardy auch wirklich perfekt für die Rolle. Zum einen hat Hardy natürlich dank fleißig antrainierter Muskeln schon mal eine sehr dominierende Präsenz. Mit dem „modernen“ Schnauzer und der Glatze wirkt dieser Mann, den wir da sehen, wie eine Karikatur… nur das man ihm das wohl nie offen ins Gesicht sagen würde. Denn Bronsons Gemüt ist von äußerst wilder Natur, Bronson an sich absolut unberechenbar. Manchmal tut es richtig weh, Hardy zu zuschauen. Der schreckt hier vor nichts zurück, springt splitter-faser-nackt durchs Bild, lässt sich von seiner Geisel mit Butter einschmieren, damit man ihn später schwieriger zu fassen bekommt… und all das kommentiert er dann auch noch aus seinem kleinen Theater – er ist halt doch mehr Joker. „Warum denn auch nur so ernst?“
Refn und Hardy liefern einen grandios-schrägen Film ab. Bei dem man sich immer wieder kopfschüttelnd vor Augen führen muss, dass es diesen Bronson wirklich gibt. Irgendwo da draußen gibt es diesen Verrückten. Da kann man fast ein bisschen froh sein, dass er gut verpackt in einem Gefängnis sitzt.
Wertung: 9 von 10 Punkten (krasses Porträt eines sehr, sehr speziellen Menschen)
It’s a sin!
😀 Eine tolle Szene!!! Ein witziger Film!!!
Das hat bei uns irgendein Witzbold in die Playlist geschmissen, weshalb ich immer versucht bin, völlig bescheuert durch die Gänge zu tanzen. Was ich natürlich nicht tue. 😀
Warum nicht??? Ein besseres Filmzitat kann man doch gar nicht bringen 😉
Aber niemand kennt es 😦
Stimmt wohl auch wieder… diese Schweine!!!
Eine Schan… Sünde! 😛
Wahre Worte!!! Aber dafür sind wir ja am Ende da… um solche Sünden nicht mehr aufkommen zu lassen!!! Heilige im Dienste des guten Films sozusagen 😉
Nun, immerhin versteht man, wenn ich meinen Cumber-Badge einlesen lasse, oder das Wookie-Tookie abhole. Immerhin. 😛
Ja ja, die kleinen Dinge im Leben muss man auch genießen können 😀
Ich war damals total platt – was ein Film und was für eine Figur! Großartig 🙂
😀 Wenn man sich dann immer noch vor Augen hält, dass es diese Person tatsächlich gibt, wird’s fast schon ein bisschen unheimlich. Dem echten Bronson möchte ich da lieber nicht begegnen. 😉
Uaah, ich auch nicht :-))
Ich bin ja erst auf den Film aufmerksam geworden, nachdem ich Refns Drive gesehen habe. Bronson wird ja ähnlich hoch gelobt, hat sicherlich auch einige sehr interessant gemachte Szenen, konnte mich aber insgesamt nicht wirklich so dolle überzeugen. Aber immerhin zeigt Tom Hardy hier eine Präsenz, die TDKR vielleicht hätte retten können…
Bin ja auch erst durch „Drive“ überhaupt auf Refn aufmerksam geworden. Ich fand „Bronson“ fast genauso großartig wie „Drive“. Es ist natürlich ein ganz anderer Film, der teilweise der wirren Logik eines Bronson. Die Präsenz des Tom Hardy wird in TDKR ein wenig durch die fette Maske behindert. Aber immerhin hat er da noch das gleiche breite Kreuz 😉