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Angriff der Nacktschnecken

16. November 2012

Das Horror-Genre ist mittlerweile auch schon echt ausgelutscht. Da ist eigentlich schon alles da gewesen, was hätte sein können. Die Klischees stehen fest, die stereotypen Charaktere genauso wie die Handlung. Wirklich schocken kann uns nichts mehr… weswegen der ein oder andere Regisseur sich tatsächlich mal was Neues einfallen lassen muss, um das Publikum vor die Leinwand zu locken. Wenn ich da so an Ole Borndedals „Possession“ denke, wird der Film hierzulande wohl kaum jemanden ins Kino bekommen. Denn auch wenn Bornedals Film gut ist, so bietet er doch rein gar nichts Neues. Da hätte er sich dann vielleicht doch mal an „Cabin in the Woods“ ein Beispiel nehmen sollen – manchmal muss einfach was anderes her. Da dürfen auch gerne mal Genres miteinander vermischt werden.

James Gunn wollte mit seinem Beitrag zum Horror-Genre nichts vermischen. Er wollte nichts Neues erfinden. Er wollte keine Konventionen auf den Kopf stellen. Stattdessen wollte er einfach nur Spaß haben und erschuf eine der witzigsten Horror-Splatter-Komödien, die ich je gesehen habe. In „Slither – Voll auf den Schleim gegangen“ fällt ein Meteorit auf die Erde, aus dem eine Art Nacktschnecke raus krabbelt und gleich den erstbesten Bewohner des beschaulichen Städtchens Wheelsy infiziert. Der reiche Mr. Grant (Michael Rooker) wird durch den außerirdischen Wirt erst von unbändigem Appetitt, später von wilden Mutationen gepackt. Als dann in der Stadt die Hunde und sogar eine junge Frau verschwinden, wird es brenzlig. Grants Frau Starla (Elizabeth Banks) versucht mit Hilfe des Sheriffs (Nathan Fillion), ihren Mann zu retten. Doch ist Rettung für ihn zu spät… und für alle anderen bald auch.

James Gunn kann also doch lustig. Nachdem ich bei seiner Superhelden-Komödie „Super“ ja fast eingeschlafen wäre, überzeugt „Slither“ mich da schon wesentlich mehr. Im Gegensatz zu „Super“ ist „Slither“ wirklich zum Totlachen. In erster Linie liegt das daran, dass Gunn hier – im Gegensatz zu „Super“ – sehr viel besser mit den Genre-Konventionen spielt. Ja, der Meteorit, der aus dem All stürzt, birgt die Gefahr. Ja, die Befallenen fangen an, rohes Fleisch wie Süßigkeiten zu fressen. Ja, das Virus, oder was auch immer es ist, muss sich dringend und auf unangenehme Art und Weise verbreiten. Ja, die gesamte Kleinstadt mit all ihren Hill-Billies geht auf die Jagd und ja, natürlich gibt es in der Polizeistation genügend Maschinengewehre, um einen Krieg anzufangen. Bei jedem anderen Film würde man a) müde gähnen, b) sich gelangweilt in der Nase bohren, c) sich fragen, warum man das hier eigentlich guckt oder d) ganz einfach umschalten. Zum Glück inszeniert James Gunn „Slither“ mit einem amüsierten Augenzwinkern. Überall übertreibt Gunn ein kleines bisschen, um das Ganze schön auf die Spitze zu treiben.

Doch all das Handwerkliche nützt nichts, wenn man nicht die richtigen Schauspieler hat, die den ganzen Irrsinn wunderbar rüberbringen. Dazu könnte man niemand besseren haben als den wunderbar nonchalanten Nathan Fillion, der als Sheriff hier ein bisschen von seiner „Firefly“-Erfahrung ausnutzen kann. An Fillions Seite ist Elizabeth Banks – die sieht nicht nur gut aus, sondern kann sich hier herrlich als Monster killende Braut behaupten. Insgesamt hat James Gunn eine wunderbare Truppe zusammengetrommelt, um den außerirdischen Viechern so richtig eins auf die Mütze zu geben.

Und auf die Mütze gibt es reichlich… schließlich reden wir hier immer noch von einer Horror-Splatter-Persiflage. Gut, den Horror nimmt man wegen der ständigen Lachanfälle kaum noch wahr. Gunns Monster-Design würde man bei einem „seriösen“ Monster-Streifen als lachhaft empfinden. Wenn Grant irgendwann zur vollwertigen Über-Nacktschnecke mutiert, sieht er aus wie die Mischung zwischen Schlange, Skorpion und etwas, dass James Gunn allerhöchstens auf der Toilette produziert hat. Aber ob nun die Oberschnecke oder die anderen vielen tausend kleinen Schneckchen, alle sind bissig und gemein. Und jeden, den sie infiziert haben, wird zu einer Art Zombie… somit hätten wir neben der außerirdischen Plage gleichzeitig auch noch eine kleine, nette Zombie-Invasion, bei der man am Ende nicht einmal mehr seinen eigenen Eltern trauen kann.

Trauen kann man aber endlich mal James Gunn. Ja, der Mann kann auch gut sein. Mit „Slither“ hat er das exzellent bewiesen. Wirklich jetzt… „Slither“ wird dem Namen Horror-Komödie mehr als nur gerecht.

Wertung: 9 von 10 Punkten (wir wissen es ja schon länger: Zeug aus dem All sollte man lieber nicht anfassen)

12 Kommentare leave one →
  1. 16. November 2012 10:28

    I’M OUT!

    • donpozuelo permalink*
      16. November 2012 10:50

      WHY???

      • 16. November 2012 11:12

        Because Nacktschnecken!

        • donpozuelo permalink*
          16. November 2012 11:22

          You not like Nacktschnecken?

        • 16. November 2012 11:33

          http://jasonauric.wordpress.com/2011/09/22/10-things-i-cant-stand-stockchen/

          That covers it up pretty much 😛

        • donpozuelo permalink*
          16. November 2012 12:04

          Mmh… dann ist dieser Film – so gut er auch sein mag – wohl tatsächlich nix für dich. Aber wer weiß, nach erfolgreicher Therapie vielleicht mal 😉 Oder hilft es, wenn ich sage, dass nicht die ganze Zeit, die Nacktschnecken-Viecher vorkommen. Die haben auch keine Stielaugen… sehen eigentlich auch ein bisschen mehr wie eine Mischung aus Schnecke und Blutegel aus… ach verdammt, guck den Film!!! 😉 Nathan Fillion spielt mit!!!

  2. 16. November 2012 12:20

    Ich mag den Film auch sehr. Bei mir kommt er zwar „nur“ auf 7 Punkte (ich mag den letzten Abschnitt rund um Grant und den Körperhorror rund um ihn herum nicht so gerne), aber Nathan Fillion und Zombie-likes geht immer!

    • donpozuelo permalink*
      16. November 2012 13:10

      Ja, der Körperhorror ist da sicherlich nicht für jeden Geschmack. Aber generell einfach nur ein geil-schräger Film, der zeigt, wie launig so eine Horror-Komödie doch sein kann.

  3. 18. November 2012 20:27

    Ach, das du noch immer so über „Super“ herziehen musst 😛
    Den fand ich ja schon genial, dann müsste ich mich hier also wirklich nahe am Tod vor Lachen krümmen. Das Risiko sollte ich vielleicht tatsächlich eingehen, wobei ich Nacktschnecken auch nicht gerade toll finde…

    • donpozuelo permalink*
      18. November 2012 22:15

      Sorry… war nur so überrascht, dass Gunn es doch kann. „Slither“ dürfte für dich dann wohl tatsächlich ein lebensgefährlicher SPaß werden. 😉

  4. 19. November 2012 00:05

    Okay, ich weiß nicht warum ich den verpasst habe, aber muss wohl unbedingt nachgeholt werden 🙂

    • donpozuelo permalink*
      19. November 2012 06:25

      Geht ja gar nicht!!! 😉 Bitte schnell nachholen.

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