The dirty dancing move
Liebesfilme sind ja immer so eine schwierige Angelegenheit – gerade für einen Mann. Wenn man einen Film hat, den man gerne mag, kann/ darf/ will man das gar nicht öffentlich zugeben. Es ist doch eigentlich so, dass wir Männer uns nur schwer zu Liebesfilmen bekennen können. Wir müssen auf Action-Filme stehen. Echte Männerfilme, hartes Zeug. Weiches Gesülze darf/ muss man sich nur mit der Frau oder Freundin anschauen. Da hat das Ganze dann möglicherweise auch noch einen „Sinn“.
Da ist es dann schon ganz nett, wenn mal ein „Liebesfilm“ daher kommt, der nicht unbedingt in das typische Schema passt und den man(n) auch ganz öffentlich gut finden kann. Auch wenn ich das selbst gar nicht so richtig wahrhaben wollte. Das lag aber weniger an der Liebesthematik, als viel mehr daran, dass Steve Carell in „Crazy Stupid Love“ die Hauptrolle spielt. Seit meinem „Jungfrau (40), männlich sucht“-Fiasko (ein Film, mit dem ich so wirklich gar nichts anfangen konnte) stehe ich Carrell ja eher etwas skeptisch gegenüber. Doch zum Glück wird Steve Carell in diesem Film nicht zu sehr zum Blödel-Heini degradiert und außerdem spielt ja nicht nur er die große Hauptrolle.
Vielmehr ist „Crazy Stupid Love“ ein vertracktes Filmchen. Da geht es zum einen darum, dass Cal Weaver (Carell) von seiner Frau Emily (Julianne Moore) verlassen wird, weil sie eine Affäre im Büro hat (Kevin Bacon). Cal zieht sich darauf hin an die Bartheke zurück, gibt einen Cocktail nach dem anderen und beobachtet das bunte Treiben der willigen Damen und Herren. Einer dieser Herren ist der junge Jacob Palmer (Ryan Gosling), der Cal unter seine Fittiche nimmt und ihn zum Womanizer machen will. Jacob hat Erfolg mit Cal, doch dann taucht Hannah (Emma Stone) auf. Plötzlich schenkt Jacob ihr mehr Aufmerksamkeit als Cal. Und dann wäre da noch Cals Sohn Robbie (Jonah Bobo), der in seine drei Jahre ältere Babysitterin (Analeigh Tipton) verliebt ist, die aber ausgerechnet auf Robbies Dad steht. „Crazy Stupid Love“ halt.
„Crazy Stupid Love“ gehört kategorisch gesehen zu Filmen wie „(500) Days of Summer“ oder „Easy A“. Warum? Nun, wie die genannten Filme, macht sich auch „Crazy Stupid Love“ nichts aus den bekannten Kategorien, sondern fängt einfach an, fröhlich durch einander zu mischen. Da wird aus Bromance Romance, um am Ende Slapstick mit Familiengeschichte zu werden. Die beiden Regisseure Glenn Ficarra und John Requa bespielen zwar die klassischen Figuren wie den Loser, den schönen Schnösel, die hübsche Unerreichbare, doch sie geben ihnen weder die altbekannten Wege vor noch lassen sie die Figuren zu billigen Stereotypen verkommen.
Womit wir dann wohl wieder bei Steve Carell wären. Wie schon gesagt, mochte ich den eigentlich nie so sehr. Als sympathischer Loser macht Carell seine Sache aber wirklich gut. Dabei wirkt sein Cal nicht albern, man kauft diesem Mann einfach ab, dass er mit Dating eigentlich nichts am Hut hat. Zum Glück gibt’s dafür Ryan Gosling… der perfekte Buddy-Partner, der aber auch in wirklich allem das Gegenteil zu Carell darstellt. Und ohne jetzt total schwul zu klingen, aber verdammt sieht der Junge gut aus in diesem Film. Mit der Gaderobe und dieser Lässigkeit kann man bei Frauen-Abschleppen doch wirklich nichts mehr falsch machen. Wie könnte eine Emma Stone da schon widerstehen??? (Und mal ganz ehrlich, nach diesem Film können wir uns sicher sein, dass die beiden in „Gangster Squad“ zum endgültigen Filmtraumpaar werden… bin da ja schon ein wenig neidisch auf den guten Ryan!!!)
Nichts falsch machen ist dann auch das richtige Stichwort. Ficarras und Requas Film ist ein süffisanter Film, der gekonnt alte Klischees aufkocht und sie hier und da in verdrehter Form wiedergibt. Manchmal hat man Momente, da möchte man laut aufstöhnen. Da denkt man, dass es jetzt mit dem Guten des Films zu Ende geht und dann überraschen die beiden Regisseure mit einer witzigen Wendung. Und obwohl viel über Liebe und Seelenverwandtschaft geredet wird, verfällt „Crazy Stupid Love“ nie ins Kitschige, sondern bleibt irgendwie und trotz aller Irrungen und Wirrungen seiner Linie treu. Die kleinen Nebengeschichten werden gekonnt mit der Hauptstory verknüpft, sodass auch wirklich alle Figuren zur Genüge beleuchtet werden.
„Crazy Stupid Love“ punktet also dank großartiger Schauspieler und witziger Ideen. Ein Liebesfilm, der Liebe endlich mal als das große Chaos darstellt, das es nun einmal ist. „Crazy Stupid Love“ ist dabei ein rasanter Wohlfühlfilm, der das Thema Liebe tausendmal besser einfängt als jeder noch so schnulzige Liebesfilm – eben weil er ein Liebesfilm und gleichzeitig keiner ist… irgendwie eine ganz neue Art…
Wertung: 9,5 von 10 Punkten (verrückte Sache, das mit der Liebe… aber witzig und äußerst sehenswert)
Definitiv ganz großes Kino. Ich habe ihm ganze 5/5 gegeben. Der hat’s einfach verdient! 🙂
Wirklich wahr. Und endlich mal ein Film mit Steve Carell, der mir auch gefällt 😉
Ich möchte wetten, dir ist an einer gewissen Stelle ebenso die Kinnlade runtergefallen. 😉 Die mitunter beste Wendung in einem Film so far.
Wenn du die Stelle meinst, an die ich gerade denke, dann ja. Das war echt very surprising!!!
Ich kann mich da auch nur anschließen: Ein absolut sehenswerter Film, der Spaß macht und das Herz wärmt. Zum-Immer-Wieder-Angucken!
Das auf jeden Fall. Da wird man dann aber auch gerne zum Wiederholungstäter.
Kann ich so unterschreiben. Ein ganz toller Film! Dazu noch in einem Genre, das zu 90% gähnende Langeweile produziert…
Das mit der gähnenden Langeweile stimmt absolut, aber gerade Filme wie „(500) Days of Summer“, „Easy A“ oder halt „CSL“ sorgen auch immer wieder dafür, dass man das Genre nicht endgültig abschreiben muss.
Ich liebe den Film. Und stimme irgendwie deiner Einleitung nicht zu. Ich mag Liebesfilme durchaus, wenn sie gut gemacht sind, und kein Channing Tatum/Taylor Lautner/R-Pattz die Hauptrolle spielt. 🙂
Naja, es soll ja auch mehr darum gehen, dass wir Männer das nur selten zugeben können, dass wir Liebesfilme gut finden. Und fürs andere Geschlecht auch viel der schnulzigen Tatum/Lautner/Pattz-Filme angucken…
Das hingegen würde ich nicht. 😉
Mmh… da wird sicherlich noch eine kommen, für die du das tun wirst. Glaub mir. Hin und wieder musste ich das auch schon durchstehen. Aber vielleicht hast du dann Glück und es ist ein Film wie „Crazy Stupid Love“ 😉
Bei dem Film brauchte es einiges an Überzeugungskraft, damit ich ihn mir angesehen habe – und die Mühe war es sicherlich wert. Ich würde zwar nicht die ganz hohen Wertungstafeln empor strecken, aber für eine romantische Komödie ist der Film doch äußerst unterhaltsam und ja sogar ab und zu überraschend.
Ja, ich bin auch lange drum herum geschlichen, bevor ich mir das Ganze angeguckt habe. Umso erfreuter war ich, als es wirklich verdammt gut war.
Ich fand den Trailer nicht besonders toll, aber andererseits habe ich auch keine negative Wertung gesehen. Und dein Fazit zwingt mich ja fast, mir den Film anzuschauen! ^^
Wie gesagt, es gab anfangs auch nicht wirklich viel, was mich an diesem Film angesprochen hat. Aber er entpuppt sich als wirklich sehenswert. 😉
Endlich hast Du den auch gesehen. Freut mich, dass Du ihn genauso bewertest, wie ich 🙂
Wirklich ein geiler Film!!! Hat mir wirklich gut gefallen!!!