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Die 15 Stockwerke des Pencak Silats

13. Juli 2012

Ihr kennt doch sicherlich alle das alte Mario-Spiel, in dem der Klempner verzweifelt versucht, ein riesiges Gerüst zu erklimmen, auf dem Kong steht und brennende Fässer nach ihm wirft? Und ihr kennt doch sicherlich auch den guten John McClane, der sich ganz allein zu Weihnachten in einem Hochhaus gegen ein paar Terroristen wehrt? Wenn ihr die alle kennt, ist euch doch auch sicher Oh Dae-su ein Begriff, der sich nur mit einem Hammer bewaffnet durch einen Flur voller Ganoven kämpft? Vielleicht kennen auch einige von euch sogar noch den ehrenwerten Kham, der sich allein für ein Elefantenbaby durch ganze Massen von Ganoven schlägt? Aber sicherlich kennt ihr den russischen Mafiosi Nikolai, der sich selbst nackt in einem Badehaus gegen zwei Schurken beweisen kann?

Wie??? Jetzt gibt es immer noch einige, die hier verwirrt den Kopf schütteln?? Nun, ihr braucht euch nicht schämen. Denn ab jetzt braucht ihr nur noch einen Film sehen, um die scheinbare Aussichtslosigkeit von „Die Hard“, den rasenden Zorn von „Oldboy“, die harten Fights aus „Revenge of the Warrior“ und die realistische Gewalt von „Eastern Promises“ zu erleben… ach ja, und sowas wie einen Donkey Kong, der von oben brennende Fässer wirft, gibt es natürlich auch.

Der Film, der uns alles das und noch viel mehr bietet, heißt schlicht und einfach „The Raid“. Darin geht es um ein riesiges Hochhaus in einem Slum von Jakarta, in dem Gangsterboss Tama (Ray Sahetapy) andere Schurken und Ganoven wohnen lässt, die gerade mal untertauchen müssen. Natürlich ist das der Polizei ein Dorn im Auge und so wird eine Spezialeinheit rein geschickt, um Tama rauszuholen. Unter diesen Polizisten ist auch der werdende Vater und Polizei-Frischling Rama (Iko Uwais). Doch leider misslingt die Überraschungsaktion, Tama wird gewarnt und verriegelt sein Haus. Nun heißt es zwanzig Polizisten gegen eine Menge übelgelaunter Typen. Wie gut, dass Rama sich nicht nur mit der Waffe in der Hand gut auskennt, sondern auch noch ein Meister der indonesischen Kampfsportkunst Pencak Silat ist.

Schon nach dem ersten Trailer zu „The Raid“ war ich fasziniert: Das sah brutal und dreckig und dabei extrem gut aus. Doch dann hatte ich zwei Sorgen: Kommt der Film bei uns jemals in die Kinos? Und: Wie stark wird der dann wohl geschnitten sein? Beide Sorgen waren unbegründet: Der Film läuft und das noch in einer Version, die mir ziemlich ungeschnitten vorkam.

„The Raid“ liefert genau das, was der Trailer verspricht: wahnsinnig gute Action, kompromisslose Fights und einen dreckigen, schäbigen Look, der sich der Umgebung des Films perfekt anpasst. Der walisische (!) Regisseur Gareth Evans schafft es, einen Film zu liefern, der eigentlich asiatischer nicht sein könnte. Evans klappert zwar brav alle Elemente eines Actionfilms ab: der einsame Held, der im Alleingang gegen ganze Horden angeht, doch fühlt sich „The Raid“ an keiner Stelle altbacken an. Gut, das könnte durchaus daran liegen, dass man so etwas wie „The Raid“ schon seit Jahren im Action-Genre vermisst hat – einfach nur ein Film, bei dem Story und Action wunderbar eins werden.

Evans hat eine spannende Prämisse geschaffen: Isolation und Verzweiflung – und der einzige Ausweg ist die Flucht nach vorne. Und für diese Flucht hat sich der Regisseur seinen ganz eigenen Bruce Lee/ Jet Lee/ Jackie Chan geschaffen: Iko Uwais ist das neue Kampfungeheuer, dass sich in diesem Film durch seine Gegner metzelt. Er ist wie ein kleiner Wirbelwind, der sich auch nicht davor scheut, gleich vier Typen auf einmal anzugehen. Dabei teilt Uwais ordentlich aus, steckt aber auch gut ein. Sein Rama ist kein glatter Kampfkunst-Typ, der benutzt auch mal fiesere Tricks, springt schon mal aus dem Fenster und benutzt seinen Gegner als Landematte. Dieser Typ blutet und leidet, aber er hat ein Ziel.

„The Raid“ unterwirft sich dabei ganz den harten Kämpfen und seiner Umgebung. Da wir es mit engen Hausfluren zu tun haben, musste sich Evans auf kleinere Handkameras beschränken. Dadurch wirken einige Einstellungen zwar etwas sehr wackelig, doch wenn die Körper aufeinander prallen, ist das eh das geringste Problem. Vor allem wenn man hinter vorgehaltener Hand und offenem Mund da sitzt. Denn wenn Evans Gewalt sagt, dann meint er auch Gewalt. Und davon hat „The Raid“ viel zu bieten. Es ist definitiv kein Weichei-Film, sondern verlangt seinem Zuschauer einiges ab. Wenn die Knochen brechen, Gesichter auf Wände treffen, Kugeln sich durch Körper bohren oder das ein oder andere Messer zum Einsatz kommen, dann wird deutlich, dass „The Raid“ ganz bestimmt kein Weichei-Film geworden ist. Stattdessen ist es ein konsequenter, kompromissloser, gewalttätiger Film, der sich ganz seiner dunklen, dreckigen Umgebung und seiner „Kampfhunde“ hingibt. Einfach gesagt: Genau das, was das Action-Kino so dringend mal wieder gebraucht hat – knallharte Action!!!

Wertung: 9,5 von 10 Punkten (Action für Hartgesottene – „The Raid“ ist endlich mal wieder richtig fieses Erwachsenenkino und kein weichgespülter Hollywood-Mist)

P.S.: Doch wenn ein Film so viel Lob abbekommt, klingeln bei Hollywood die Alarmglocken. Und so muss ich auch bei diesem Film traurig feststellen, dass das US-Remake schon in der Planung ist. Hoffen wir mal, dass es nie kommt. Stattdessen können wir uns auf zwei weitere Filme freuen, denn Evans hat sich einen kleinen, aber feinen Freiraum in „The Raid“ geschaffen für Fortsetzungen.

35 Kommentare leave one →
  1. 13. Juli 2012 08:20

    ICH WILL DEN SEHEN!!!!!!!!!!

    Nur interessanterweise läuft er im Umkreis von ca. 50km nirgends bei mir…

    Vermutlich läuft Batman noch eher an als der. Schade, verdammt schade. Hab (inkl. dir) nur gutes vom Film gehört.

    • donpozuelo permalink*
      13. Juli 2012 08:33

      Verdammt!!! Das bedauere ich wirklich sehr für dich! Aber ich war schon froh, dass der Film wenigstens hier in Berlin gezeigt wurde. Und da auch nur im kleinsten Saal… solche Filme haben halt immer das Problem, dass sie gerade in Deutschland viel zu wenig Beachtung und viel zu wenig Werbung bekommen. Und dann ist man meistens immer dazu gezwungen, auf die DVD zu warten.

      Ich hoffe sehr, du bekommst ihn noch zu sehen.

      • 13. Juli 2012 08:40

        Mitleid tut gut. 😉

        Na mal sehen, welches Kino sich dafür einsetzt… Ich tippe auf einen Start in vielleicht frühestens 3 Wochen. Hey… da läuft ja tatsächlich schon Batsi…… D’oh

        • donpozuelo permalink*
          13. Juli 2012 09:22

          Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen! 🙂

        • 17. Juli 2012 09:32

          Donnerstag! (Ichfassesnicht,dasserendlichanläuft!) 😀

        • donpozuelo permalink*
          17. Juli 2012 12:31

          Glückwunsch!!!! Dannschnelldahin,damitduihnauchendlichsehenkannst! 😀

        • 17. Juli 2012 12:40

          Daswerdichauchmachenundzudemnocheinbisschemehrschreiben,damitdeineSeiteexplodiert! 😀

        • donpozuelo permalink*
          17. Juli 2012 12:45

          AlleswasdukannstdaskannichvielbesseralleswasdukannstkannichvielbesseralsduundwennhiereinermeineseitezumexplodierenbringetdannbinICHdas 😛

        • 17. Juli 2012 12:46

          ok

  2. 13. Juli 2012 12:30

    Muss den auf jeden Fall sehen!

    • donpozuelo permalink*
      13. Juli 2012 12:36

      „MUSS“ ist genau das richtige Verb! 😉

  3. 13. Juli 2012 12:57

    Die nächste sehr hohe Meinung zu dem Film, die lese, höre oder andersartig mitgeteilt bekomme. Klingt ja wirklich geil. Aber ich warte wohl auf die Heimkinoversion (obwohl der Film hier im Cinestar läuft – das ich aber sehr gerne umgehe…)

    • donpozuelo permalink*
      13. Juli 2012 13:05

      Da hast du aber Glück, dass der bei dir im Kino läuft. Da werden andere, die das Glück nicht haben, mit dem Kopf schütteln, wenn du nicht ins Kino gehst 😉 Aber gut, ich bin mir sicher der Film sieht auch in der Heimkinoversion immer noch super aus. Aber Kino ist halt immer was anderes… Überleg’s dir noch mal, DC 😉

      • 13. Juli 2012 13:06

        *kopfschüttel*

        • donpozuelo permalink*
          13. Juli 2012 14:26

          Mein Reden 😉

        • 13. Juli 2012 18:20

          Ich gehe nur in Kinos, die ich mag. Und das Cinestar hier mag ich nicht. 😀

        • donpozuelo permalink*
          13. Juli 2012 18:26

          Oh na gut, das ist ein vollkommen legitimer Grund. Man will’s ja bei den Preisen auch ein kleines bisschen gemütlich haben! 😉 Dann ist die Home-Variante für dich wohl echt die beste Lösung.

  4. luzifel permalink
    17. Juli 2012 14:36

    Geiler Film.. Danke für den Tip ^^ Bei uns lief er im Cinestar und der knallt auf der großen Leinwand richtig rein.. Wie der Don richtig schreibt, sitzt man zwischendurch mit der Hand vor dem Mund da und denkt sich ACH DU SCHEISSE! DER ARME STUNTMAN!!

    Ich teile also deutlich seine Empfehlung für Freunde von kompromisslosen ‚Actionstreifen. Der Film erweckte übrigens zwischendurch so ein ähnliches Feeling wie Dirty Harry 1. Irgendwie wirkt der Film einfach klassisch gemacht.. Großartig!

    • donpozuelo permalink*
      17. Juli 2012 17:16

      Es freut mich ja, dass selbst die Provinzhauptstadt Rostock zu diesem Film gefunden hat. Umso mehr freut es mich dann, dass er dir auch so gut gefallen hat.

      Die Stuntmänner haben mir auch mehr als nur Leid getan…

  5. 20. Juli 2012 16:13

    BAM!

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