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Retro ist in

27. Februar 2012

Die größte Überraschung in dieser Oscar-Nacht ist die Tatsache, dass ich das erste Mal seit Jahren wirklich aufgestanden bin, als mein Wecker irgendwann gegen vier Uhr klingelte. Bis jetzt hatte ich mir das jedes Jahr vorgenommen, hatte es jedes Jahr doch verpennt und es jedes Jahr NICHT bereut. Tja, und ausgerechnet heute, wo ich doch um neun auf Arbeit sein muss, da sitze ich das erste Mal und schaue die Oscars live. Und was soll ich sagen??? Ich hatte mir das alles ein wenig pompöser und aufregender vorgestellt. Aber wieso eigentlich? Leute rennen auf die Bühne, bekommen ihren Preis und das war’s. Zwischendurch kommt ständig Werbung und Trailer zu den Oscar-Nominierten. Halt eine ganz normale Preisverleihung. Für die man eigentlich nicht um vier Uhr morgens aufstehen muss. Schließlich sind ja auch etliche großartige Filme und Schauspieler nicht unter den Nominierten – damn you Academy!!! (Aber Fassbender und Co. werden noch kommen und euch zum Weinen bringen.) Eine stinknormale „Wir feiern Film“-Veranstaltung, die in diesem Jahr ohne große Überraschung blieb – außer halt der Tatsache, dass ich das erste Mal live zugeschaut habe.

Es gab in diesem Jahr keinen Underdog, der plötzlich doch noch gewinnt. Die Filme, die als große Favoriten galten, bekamen dann am Ende auch alle wichtigen Preise. Wahrscheinlich auch ein Zeichen dafür, dass Hollywood sich auch in den Filmen selbst feiern möchte. Warum sonst waren zwei Favoriten Filme über Hollywoods Vergangenheit. „The Artist“ feiert den Stummfilm und „Hugo“ feiert die Geburtsstunde von Special Effects. Und so sind auch beide Filme die großen Gewinner.

„The Artist“ darf – wie schon von allen vermutet – alle großen Preise mit nach Hause nehmen: Bester Film, Beste Regie, Bester Schauspieler. Alles in allem kommt der wirklich wunderbare Stummfilm auf fünf Oscars.

Martin Scorsese geht einmal mehr leer aus. Seine Ehrung für „The Departed“ wird wohl erst mal weiterhin ein Mitleids-Oscar bleiben. Für „Hugo“ bekommt Scorsese zwar letztendlich auch fünf Oscars, deckt damit aber hauptsächlich „nur“ die Technik-Bereiche ab: Beste Kamera, Tonschnitt, Tonmischung, Visual Effects und Art Direction.

Die Oscars gehen wieder einmal mehr auf Nummer sicher und lässt den „Alten“ den Vorrang. Meryl Streep wird „Beste Schauspielerin“ – wieder einmal. Christopher Plummer wird „Bester Nebendarsteller“ mit 82 Jahren und stellt damit gleichzeitig den Rekord für den ältesten Oscar-Gewinner. Woody Allen bekommt einen Preis fürs beste Drehbuch. Also alles hauptsächlich alte Hasen der Filmbranche, von denen Streep und Allen doch eigentlich eh schon genug Oscars im Schrank haben. (Eine vollständige Liste gibt’s hier)

Was soll man dazu noch sagen? Hollywood feiert sich selbst – wieder einmal. Nichts Neues ist geschehen. Natürlich gewinnt ein großartiger Film, aber so viele andere großartige Filme gehen leer aus. Macht sie das dadurch weniger groß? Im Gegenteil. Was ich in dieser meiner ersten Oscar-Nacht gelernt habe, sind zwei Dinge:

  1. Stehe im nächsten Jahr nicht wieder so früh auf! Die fertigen Gewinner-Listen sind immer noch absolut ausreichend.
  2. Scheiß auf die Oscars. Ich meine, wo sind die Preise für „The Tree of Life“ oder Gary Oldman. Warum hat keiner an „Drive“ gedacht? Wo waren Michael Fassbender und Ryan Gosling bei dieser Veranstaltung? Es gibt wie jedes Jahr so viele, die einfach nicht aufgenommen wurden – verdammter Mist!!!

Was hilft da noch meckern? Letztes Jahr habe ich mich schon beschwert, da will ich mich in diesem Jahr nicht so viel beschweren. Schließlich sind zwei wirklich gute Filme ausgezeichnet worden. Die Oscars sind halt die Oscars. Vielleicht hatte dieser Preis mal große Auswirkungen, mittlerweile wohl eher nicht mehr – denn so vorhersehbar wie in diesem Jahr war die Verleihung schon lange nicht mehr.

In diesem Sinne: Die Oscars sind vorbei! Und: Die guten Filme entdecken wir dann lieber doch ohne die Hilfe der Academy.

13 Kommentare leave one →
  1. 27. Februar 2012 08:38

    Ich hab den Oscar-Gewinner noch nicht gesehen. Jetzt schäm ich mich schon ein wenig… 😉

    Bezüglich Drive und Co. Ich sehe das genau so. Es ist eine Schande, dass viele weitere gute Filme gar nicht erst nominiert wurden.

    • donpozuelo permalink*
      27. Februar 2012 08:57

      Na dann schnell ins Kino. „The Artist“ ist wirklich gut.

      Was die vielen Nicht-Nominierten angeht: Das ist echt schon verdammt ärgerlich. Vor allem frage ich mich da immer – die Kritiker und Zuschauer feiern bestimmte Filme, die dann nirgendwo auftauchen. Sind das alles nur Schnarchnasen bei der Academy??? Aber gut, wir wissen ja, dass man der Academy auch nicht mehr alles glauben darf 😉

      • Sebastian Schuster permalink
        27. Februar 2012 11:03

        JAA, alles nur Schnarchnasen! Für mich sind die Oscars immer noch eine besondere Auszeichnung und ein Indiz, eine herausragende Leistung zu sehen. Aber es deckt bei weitem nicht alle Leistungen ab. Es ist halt nur eine Einzelbewertung. Ein fehlender Oscar ist kein Indzi für fehlende oder nicht gleichwertige Leistung. Den ganzen Trubel finde ich heutzutage auch nicht mehr angemessen. Filmfestivals haben viel größere Anreize und viel mehr Flair. Ich bin froh, dass die Anzahl der Festivals zugenommen hat und immer häufiger auch im gleichen Atemzug mit den Oscars Erwähnung finden.

        • donpozuelo permalink*
          27. Februar 2012 12:36

          Da haste Recht! Den Hinweis auf Festivals wollte ich eigentlich auch noch bringen. Da kristallisieren sich ja schnell auch die Publikums- und Kritikerfilme heraus. Von daher sehe ich in den Oscars auch schon lange nicht mehr DEN Indikator für gute Filme. Sie sind nicht alle schlecht, aber vieles fällt auch durchs Raster – siehe Drive und Co.

  2. 27. Februar 2012 12:46

    Habe auch einen Teil der Veranstaltung gesehen. Nicht wirklich spannend, aber trotzdem manchmal ganz lustig. Ich freue mich sehr, dass „The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore“ den Award für den besten animierten Kurzfilm erhalten hat. 😀 Sehr tolliger Film, wirklicht. Sehr amüsant fand ich ja wie Angelina Jolie ihr rechtes Bein sehr auffällig zur Schau gestellt hat. Übrigens hat dieser jetzt sogar schon einen Twitter-Account. https://twitter.com/#!/angiesrightleg
    Ansonsten die Zeremonie und den Hype muss man sich nicht antun. Lohnt sich absolut nicht.

    • donpozuelo permalink*
      27. Februar 2012 16:06

      😀 Das mit Angies Leg ist echt witzig. Da habe ich mich auch gewundert, warum sie das so offensichtlich macht. Was wollte sie uns damit zeigen???

      Die Zeremonie war wirklich langweilig. Keine Show, kein gar nichts. Die Präsentatoren leierten ihre vorgegeben Texte runter, dann Gewinner, Applaus… fertig. Und ständig diese Scheiß-Werbung. Dafür um vier aufstehen wird mir im nächsten Jahr garantiert nicht passieren 😉

  3. 27. Februar 2012 14:57

    Die Oscar-Verleihungen fallen meistens in die Zeit meiner Frühlingsmüdigkeit. Ich betrachte dies als göttliche Fügung. 😉 – Jetzt lenkte mich sogar noch die Basler Fasnacht davon ab.

    Gruss
    Der Auserwählte

    • donpozuelo permalink*
      27. Februar 2012 16:07

      😀 Perfekt!!! Alles, was einen davon ablenkt, ist gut. Listen mit den Gewinnern reichen vollkommen aus.

  4. 27. Februar 2012 16:00

    Ich habe mal wieder ausgeharrt und damit die vierte Oscar-Verleihung in Folge in Gänze gesehen. Wurde mit zunehmender Dauer schon besser, obwohl ohne Twitter und Kollegen ziemlich schnell die Müdigkeit Oberhand gewonnen hätte.

    • donpozuelo permalink*
      27. Februar 2012 16:08

      Komplett??? Respekt!!! Wie gesagt, ich habe erst so ab vier reingeschaltet. Komplett wollte ich es mir dann doch nicht antun.

      • 27. Februar 2012 16:41

        Joa, gehört mittlerweile dazu. Zum ersten Mal allerdings mit Cola… Immerhin musste ich nicht wie die letzten Jahre eine halbe Stunde nach Ende der Verleihung aufstehen, um zur Schule zu gehen.

        • donpozuelo permalink*
          27. Februar 2012 16:51

          Ich musste ja zur Arbeit. Deswegen habe ich mir den Luxus gegönnt, bis vier Uhr zu warten 😉

Trackbacks

  1. Der Drang zur Lust « Going To The Movies

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