Wandkrabbler
Spiele zu Filmen sind eigentlich immer ziemlicher Mist. Lieblos zusammengekloppt, damit sie rechtzeitig zum Kinostart auf den Markt kommen, sollen sie uns das Film-Feeling an die Konsole bringen und scheitern in den meisten Fällen. Es fehlt dann einfach die Liebe zum Detail, die Spielbarkeit… halt alles irgendwie. Allerdings gibt es ein Spiel – das erste Spiel, das ich jemals für die PS2 besessen habe – das für mich eine große Ausnahme war. Und das war (ist) das Spiel zu „Spider-Man 2“. Gut, wirklich innovativ war es jetzt auch nicht, aber was wirklich enormen Spaß machte, waren die Netzschwinger durch New York: „Hui, hui!!! Immer schön schwingen, loslassen und fallen, um dann im richtigen Moment doch noch einen Netzfaden los zu jagen.“ Das war großartig, spiele ich heute immer noch gerne.
Genauso gerne wie ich das Spiel gespielt habe, habe ich auch die Filme immer wieder gerne gesehen. Und das obwohl ich beim ersten Teaser zu „Spider-Man“ noch arge Bedenken hatte: Der Spinnenmann wirkte da noch sehr offensichtlich animiert und wenig vielversprechend, aber als Spidey-Fan führte mich dann doch kein Weg an den Filmen vorbei.
Aber Gott sei Dank hat Sam Raimi sich richtig ins Zeug gelegt und drei Spider-Man-Filme geliefert, die sich sehen lassen können. In nur drei Filmen lernen wir Peter Parker a.k.a. Spider-Man und einige seiner beliebtesten Gegner kennen. Dabei nutzt Raimi die drei Filme aus, um in klassischer Manier seinen Helden aufzubauen. So geht’s in „Spider-Man“ erst einmal darum, den Helden überhaupt zum Helden werden zu lassen. Das beinhaltet Kennenlernen der Fähigkeiten, erste Patzer, erste Erfolge und natürlich wichtige Ratschläge („Aus großer Macht erwächst große Verantwortung!“). Abgeschmeckt wird das Ganze mit einem Willem Dafoe als Grüner Kobold, um die erste Bewährungsprobe für den Spinnenmann komplett zu machen. In „Spider-Man 2“ ist der Held ein echter Held, der sich mit zweierlei rumschlagen muss: Dem fiesen und doch irgendwie guten Doc Ock (Alfred Molina) und der Frage danach, wem man sein Geheimnis anvertrauen kann und wie sehr man seine große Liebe (Kirsten Dunst) meiden muss, um sie zu schützen. „Spider-Man 3“ ist dann das etwas hochgestochene Finale, dass uns gleich drei Fieslinge auf einmal schenkt: der Sandman, der neue Grüne Kobold in Form von Peters bestem Freund (James Franco) und dem außerirdischen Venom, der unserem Helden dann gleich auch noch etwas zu viel Hochmut beschert.
In allen drei Filmen erkennt man Raimis Liebe für alberne Scherze und gute Geschichten. Alberne Scherze liefert der Spinnenmann selbst, da er ständig irgendwelche dummen Sprüche von sich gibt und als Teenager ja noch so einiges zu lernen hat. Gute Geschichten sind da relativ, wenn es doch auch bei „Spidey“ einfach um das klassische Held-Bösewicht-Spektakel geht. Dass das trotzdem nie langweilig wird, liegt vor allem daran, dass Raimi besonders bei seinen Bösewichten eine ausgezeichnete Wahl getroffen hat: Willem Dafoe als wahnsinnig gewordener Forscher macht als Grüner Kobold eine gute Figur – zumal er den fiesen Gesichtsausdruck einfach perfekt drauf hat. Mein persönlicher Favorit ist aber nach wie vor Alfred Molina als Doc Ock. Ein Bösewicht, der ja eigentlich kein richtiger Bösewicht ist und am Ende sogar eine tragische Figur wird. Obwohl… wenn man so drüber nachdenkt, macht das dann doch irgendwie alle von Spideys Gegner aus: Keiner von ihnen wird wirklich willentlich zu einem Gegner. Sie sind alle Opfer ihrer eigenen Schwächen und zeigen am Ende in den meisten Fällen sogar Reue für ihre Taten.
Bis auf Teil 3 (etwas zu lang, etwas zu viele Gegner und ein bisschen zu viel Kitsch am Ende) sind die Filme wirklich spannend inszeniert, springen immer wieder gekonnt zwischen den trüben Gedanken des Teenagers und dem harten Alltag des Superhelden hin und her. Als Superheld war mir Spider-Man immer irgendwie am sympathischsten, weil Peter Parker so ein komplett normaler Typ ist, der in einer schäbigen Wohnung wohnt und die gleichen Geld- und Liebessorgen hat, wie wir sie doch auch irgendwie kennen. Verkörpert durch den leicht trottelig guckenden Tobey Maguire bekommt der Spinnenmann bei Raimi auch noch das perfekte Filmgesicht.
Und der vielleicht beste Grund, warum man sich die „Spider-Man“-Filme einfach anschauen muss: Raimi schenkt seinem Lieblingsdarsteller Bruce Campbell in jedem Film einen witzigen Kurzauftritt, von denen ausgerechneter der im dritten Teil zu den besseren gehört 😉
Tja, „Spider-Man“… Raimi hat’s hinbekommen, dass der Spinnenmann im Kino gut aussieht (dass der Kostüm-Spidey animiert ist, fällt ab Teil 2 nicht mehr so doll auf). Nur wenn Tobey den Spinnenmann nicht mehr mimen will, dann ist Schluß mit lustig. Aber wir leben ja in Zeiten von Reboots, Remakes, blablabla… und so bekommt „Spidey“ schon demnächst sein höchst eigenes Reboot. Warum das so früh passieren muss??? Wahrscheinlich lockt das Geld und nach außer in Amerika eher unbekannteren Helden wie Thor, Green Lantern und Captain America, könnte ein bekanntes Gesicht auch wieder für gute Einspielergebnisse sorgen.
Ganz ehrlich, da bleibe ich lieber zuhause, packe die alte PS2 noch einmal aus und schwinge mich selbst in Rot-Blau durch New York!!! (Und werde mir dann still und heimlich wohl auch den neuen Spidey anschauen 😉 )
Wertung:
Spider-Man: 8 von 10 Punkten (Go, Spidey, go!!! Guter Start, der Lust auf mehr macht)
Spider-Man 2: 9 von 10 Punkten (Spidey bekommt seinen „besten“ Gegner vorgesetzt)
Spider-Man 3: 5 von 10 Punkten (Spidey bekommt einfach zu viele Gegner vorgesetzt)
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Ja Teil 2 ist ebenfalls aus dewn genannten Gründen meine Favorit der Reihe, zudem ist es einfach shclimm itanzusehen wie sie den besten Gegener von Spidey Venom soooo berhunzen konnten..naja nicht gerade verhunzen aber der Typ soll gopfetammi nichti mmer sein Gesicht in die Kamera halten
Ja, Venom haben sie wirklich verhunzt. Soweit ich gehört habe, sollte der nach Raimis Vorstellung auch gar nicht im dritten Teil auftauchen. Erst die Produzenten sollen Venom gefordert haben. Dadurch wirkt der auch etwas deplaziert und kommt gar nicht so richtig zur Geltung.
Ich nag Teil 2 auch am liebsten. Doch auch den dritten Teil fand ich sehr sehenswert. Ich sollte mir die gesamte Trilogie aber sowieso noch einmal anschauen, da sie seit kurzem endlich als Blu-ray bei mir im Regal steht 🙂
Ich fand den dritten Teil etwas überladen. Im großen Kontext der Trilogie passen alle Teile aber ganz gut zusammen. Von daher kann man sich auch alle Teile ganz gut anschauen. Wenn ich die Wahl habe, bleibe ich aber lieber bei Teil 2.
Na das erklärt einiges…entschuldigt es aber keineswegs…hmmpff…grummel, grummel
Wird aber gerne als Entschuldigung genommen. Sind aber auch manchmal böse Produzenten da in Hollywood.
Ach, naja. Vom Verhältnis her stimmen die Bewertungen, wobei ich für mich persönlich da jeweils drei Punkte abziehen würde. 😉
Persönliche Vorlieben akzeptiere ich!!! 😉 (Wenn ich sie auch was den guten Spidey angeht, nicht verstehen kann : P )
So hohe Wertungen würde ich auch nicht unbedingt vergeben, Teil 2 ist auf jeden Fall der Beste der Reihe (durch Alfred Molina). Dabei macht der erste Teil für den Auftakt einer Reihe auch alles richtig und wird ja nahezu überall kopiert und parodiert (Kick-Ass z.B.). Eine sehenswerte Reihe auf jeden Fall, aber der dritte überzeugt nur dank der coolen Actionszenen.
Naja, war Spidey nicht eigentlich auch so mit die erste große Comic-Film-Reihe? Hat doch schon fast was von Klassikern – also zumindest die ersten Teile. Dazu kommt für mich immer noch dieses ungläubige Erstaunen, dass ein B-Horror-Movie-Regisseur auch großformatig grandios agiert.
…und die Effekte waren halt ‚damals‘ schon ziemlich beeindruckend.
Japp, aber sowas von. So cooles Netzgeschwinge gab’s da noch nicht 😉