Ausdruckstanz
Zack Snyder hat sich zwar bis jetzt viel getraut, aber ist nie wirklich er selbst gewesen. Was das aussagen soll? Nun, bis jetzt ist jeder seiner Filme nicht wirklich von ihm. Es gab bei ihm nur Remakes („Dawn of the Dead“) oder Comic-Verfilmungen („300“ und „Watchmen“). „Schluss damit“, hat er sich jetzt gesagt, hat sich in sein Zimmerchen eingesperrt und intensiv nachgedacht. Nach langem Nachdenken hat er dann ein Drehbuch geschrieben – das erste eigene Drehbuch, das die wildesten Nerd-Träume wahr werden lässt.
Natürlich reden wir hier von „Sucker Punch“, in dem Baby Doll (Emily Browning) in eine psychiatrische Anstalt gesteckt wird, weil man sie für den Mord an ihrer Schwester verantwortlich macht – was natürlich ihr böser Stiefvater war. In der Anstalt soll sie mit Hilfe einer Lobotomie ruhig gestellt werden. Doch der behandelnde Arzt kommt erst in 5 Tagen – genug Zeit also, die Flucht zu planen. In der Realität geht das aber nicht so richtig, deswegen springt alles in ein Bordell, in dem Baby Doll in 5 Tagen an einen großen Kunden verkauft werden. Um diesem Fluch zu entfliehen, übt Baby fleißig tanzen – und während Baby Doll tanzt, tanzt auch die Realität und verhilft ihr so, alles für die Flucht vorzubereiten.
Es wurde ja viel über „Sucker Punch“ gemeckert: Frauen werden hier als Objekte der Männer dargestellt, es geht nur um Gewalt und Sex, es macht alles gar keinen Sinn, außer die feuchten Träume von Nerds wahr werden zu lassen. Bla… bla… bla…
Jetzt mal im Ernst! All diesen Kritikern kann man nur eins sagen: „Ihr seid doch alle nicht ganz dicht!“ Jeder, der auch nur einen Zack Snyder-Film gesehen hat, weiß zwei Dinge: 1) Snyder ist kein Arthouse-Regisseur. Er bedient in fast jedem Film die Bedürfnisse seines Publikums nach ordentlich viel Kawumm, Wumms und Erotik. 2) Egal, wie viel auch über Znyder-Filme geflucht wird, sie werden eh immer Kassenschlager. Und so wird das wohl auch bei „Sucker Punch“ sein.
Das einzige, was ich wirklich zu bemängeln hätte, ist die Tatsache, dass „Sucker Punch“ es nicht ganz schafft, die Story mit ihren drei Ebenen (Anstalt, Bordell, Fantasie-Welt) gekonnt zu verbinden. Es wirkt alles zu sehr aneinander gestückelt: die Anstalt fällt fast vollkommen weg, und es bleibt nur noch diese Bordell-Ebene. Insgesamt erinnert das alles entfernt an „Pans Labyrinth“, verbindet Fantasie und Realität aber nicht so gekonnt miteinander wie bei Guillermo del Toro.
Was man Znyder aber wieder zugute halten muss: Was er kann, dass kann er richtig! Immer wenn Baby Doll anfängt zu tanzen, kommt sie in eine andere Realität, in der sie mit ihren ebenso hübschen, wie knapp bekleideten Freundinnen Amber (Jamie Chung), Rocket (Jena Malone), Blondie (Vanessa Hudgens) und Sweat Pea (Abbie Cornish) gegen die merkwürdigsten Gegner kämpfen muss. In diesen Sequenzen lebt Znyder richtig auf: ob nun Riesen-Samurai, Wehrmacht-Zombie-Soldaten (!!!), Drachen oder Roboter – die Weiber klatschen alles auf, was ihnen in die Quere kommt. Da wird geballert, mit Schwertern zerhackt, mit Füßen getreten, was einem gerade in die Quere kommt. In gewohnter Znyder-Manier geht hier die Post ab: Slow-Motion trifft auf rasante Schnitte, coole Choreografien lassen keine Wünsche für die Gewaltorgien offen. In diesen Sequenzen zeigt sich, wie gut sich „Sucker Punch“ als Game machen würde: erst müssen in bestem Hack’n’Slay die kleinen Schergen umgenietet werden, bevor man endlich den Obermotz töten darf. Das macht schon tierisch Laune. Dazu noch die leicht bekleideten Damen – und perfekt ist der Mega-Seller.
Ein Mega-Seller wird sicherlich auch „Sucker Punch“, denn mal ehrlich, mehr können wir Computer-Nerds uns doch gar nicht wünschen: ordentlich Gewalt mit einer Prise Erotik. Russ Meyer, The Godfather of Sexploitation, wäre sicherlich tierisch stolz. Da darf es dann auch niemanden stören, dass die Geschichte mehr als nur flach und absolut vorhersehbar ist. Aber ich sage es nochmal: Bei Zack Snyder erwartet man auch kein Arthouse.
In diesem Sinne: „Sucker Punch“ ist herrlicher Trash mit viel Gewalt, leichten Mädchen und einem passenden Soundtrack ohne viel Hintergrund oder Tiefgang. Am besten das Gehirn an der Kinokasse mit abgeben, dann ist man bei diesem Film auf der sicheren Seite und kann sich wunderbar unterhalten fühlen. Man sollte danach nur daran denken, das Gehirn auch wieder abzuholen und das Sabbern wiedern einzustellen. 😉
Wertung: 7 von 10 Punkten (ich kann die Kritik an dem Film nicht so ganz verstehen, aber vielleicht sind die Zeitungsfritzen auch schon zu alt, um mit diesem Film noch irgendwie klar zu kommen)
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Ich werde warten, werde schauen, werde lesen, werde kommentieren. As usual.
Same procedure! I understand 😉
So mache ich es ja eigentlich meistens auch. Und ich freue mich über die vielen guten Reviews aus dem Fandom, nachdem die Kritiker den Streifen so verrissen haben. 🙂
Tja, da sind mal wieder, dass manche Filme tatsächlich nur bei einem bestimmten Publikum ankommen. Diese ganzen Feuilleton-Schreiber können mit solchen FIlmen nichts anfangen. Daher sollte man diese Kritiken einfach ignorieren. Klar, hat der Film hier und da seine Schwächen, aber wenn man darüber hinweg sehen kann, ist es ein echt cooler Kino-Film. Frei nach dem Motto: „Hirn aus und rein!!!“
Muss.. Gucken.. Film!
Dann…. guck…. ihn….
… und lass mich wissen, wie er dir GEFALLEN hat! Und er wird dir gefallen. Nach unseren Missverständnissen bei „Machete“ und „The A-Team“ sollte uns dieser Film wieder zusammen bringen 😉
Heute bist du mal schneller, aber ich hab den Film auch erst gestern abend um 20:00 Uhr gesehen und ich brauche für mein Geschreibsel ja immer ein bißchen. 😉
Kann aber schonmal sagen: ich war, trotz entsprechender Erwartungshaltung an einen Snyder-Film, weniger überzeugt…
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 😉 Ich habe es geschafft.
Aber im Ernst: Nicht so begeistert??? Schade! Ich kann’s zwar verstehen, aber irgendwie habe ich mal wieder so was stumpfsinniges gebraucht. Ich fand’s herrlich.
Nicht so begeistert, nee. Aber keine Sorge: ich hab dafür immerhin auch andere Gründe, als dieses übertriebende Gerede über Frauenfeindlichkeit und Sexismus oder die generelle Sinnfreiheit des Films. Besonders die ersten beiden sind ja bloß große Begriffe, die den Film viel wichtiger machen, als er letztlich ist…
Naja, diese Sexismus-Geschichten wirft man ja fast jedem Snyder-Film vor. genauso wie die Sinnfreiheit – das stört mich alles nicht an diesem Film. Mit ein bisschen mehr Hintergrund-Story oder Charakter-Tiefe hätte das ein grandioser Film werden können. So ist er – für mich zumindest – gute Unterhaltung…
Bis jetzt hat mich der Trailer sowas von kalt gelassen. Und seit der Avatar-Ernüchterung will mein Hirn auch nicht mehr an der Kasse bleiben. 😉
Geschaut wird er natürlich trotzdem (*sabberhust*); mal sehen wie er wird.
Avatar-Ernüchterung??? Meinst du Camerons oder Shymalans Avatar. Bei ersterem kann’s doch keine Ernüchterung geben, beim zweiten sehr wohl.
Den „Sucker Punch“-Trailer habe ich jetzt gar nicht so oft gesehen, dass ich darüber viele Worte verlieren könnte. Aber wie gesagt, soooo schlecht ist der Film nicht. In der richtigen Stimmung mit den richtigen Leuten im Kino ist der sehr, sehr unterhaltsam. Und nett anzuschauen sind die Damen ja dann auch noch… das ist also der Quasi-Ersatz für den Männer-Überschuss bei „300“.
Den – ich möchte jetzt nicht Mist sagen – von Shymalan habe ich mir gar nicht erst angesehen. Dafür hat mir die Serie viel zu gut gefallen, als dass ich mir eine solche Verschandelung ansehen würde. 😉
Zu Camerons: als ich im 3D-Kino saß, fühlte ich mich wie ein kleines Kind, deswegen habe ich ihn damals ja auch hochgelobt. Das Problem war nur, dass ich ihn mir letztens noch einmal Zuhause angesehen habe…und mich dann fragte, was ich daran jetzt so toll fand?! Ähnliches gilt übrigens auch für 300.
Trotzdem werde ich mir Sucker Punch auf jeden Fall ansehen, weil das mal wieder ein Film ist, den man im Kino gesehen haben sollte. Es sei denn natürlich man hat ein Heimkino. 😀
Ja ja, „Avatar“ ist so ein reiner 3D-Kino-Film. Ich glaube, selbst wenn man ne 3D-Heimkino-Anlage hat, ist es nicht mehr das Gleiche. Deswegen habe ich „Avatar“ bis jetzt auch nur ein einziges Mal gesehen – und zwar im Kino 😉
Wie übliche sauge ich jede gute Kritik in mich auf und lasse die schlechten unbeachtet. Gefällt mir, dass er dir gefällt 🙂
Gefällt mir, dass es dir gefällt, dass es mir gefällt 😀
Am Montag gucke ich den Film und als erster „Abendpunkt“ folgt darauf deine Review. Aber die Werung macht schonmal Hoffnung, dass ich nicht nur das Lästern über den Film spaßig finden werde!
Mach das! Man kan zwar herrlich über den Film lästern, zwischendurch ist man aber auch von der Action ganz gut abgelenkt vom Lästern 😉
Ich übe mich einfach mal im Hirnausschalten und hoffe, dass es funktioniert. 😉
Sollte es eigentlich… also bei mir hat’s funktioniert! 😉
Puh, eine der schwierigsten Review-Geburten aller Zeiten, aber hier ist nun auch mein Ketchup zum Film:
http://christiansfoyer.wordpress.com/2011/04/01/review-sucker-punch/
Bin wohlwollend auf die Hälfte deiner vergebenen Punkte gekommen 😉
3, 5 Punkte ist zwar hart, aber ich kann das durchaus verstehen. Es ist dieses Trash-Paradoxon – mal funkt’s und mal nicht. 😉
Bei mir hats nur knapp ein Drittel des Films geklappt mit Hirnausschalten. Danach gings bergab. Ich mag das alles wirklich, aber ab da wurds einfach teilweise ärgerlich immer wieder das gleiche zu sehen, auch wenn es schön aussah. Aber ich finds gut, dass du auch gegen die anderen Kritiker vorgehst, weil ich sie auch nicht wirklich verstehen kann. Snyder ist halt kein Orson Welles oder was weiß ich, ich weiß was für einen Film er mir bieten will und mag es, da ist mir die Symbolik auch wirklich gleichgültig. Und das dient dann direkt zum Veriss von allen Filmen von ihm…und dass er mit der Zeitlupe (stilvoll!) umgehen kann zeigt die Anfangssequenz von SUCKER PUNCH, die nämlich grandios ist. Der Film ist leider auch für mich nicht überzeugend genug gewesen, aber das Potential wäre da gewesen, mit einem tollen Drehbuch und es wäre wirklich so ein bombastischer Film, den Snyder hier gerne zeigen will.
„Snyder ist kein Orson Welles“ – wie wahr, wie wahr. Aber das interessiert die wenigstens Kritiker. Und gerade das finde ich immer scheiße: Hauptsache draufhauen, ohne sich mal wirklich Gedanken zu machen. Als wenn wir alle nur Arthouse sehen wollen.
Ich muss dir aber Recht geben, nach einer Weile wurde es alles das Gleiche. Deswegen hatte ich dann irgendwann diesen „Hack’n’Slay“-Game-Gedanken. Da hätte Snyder vielleicht auch etwas mehr Vielfalt reinbringen können.
😀 jetzt bin ich beruhigt und kann ganz unbefangen (weiterhin völlig ohne erwartungen, aber wenigstens ohne angstschweiß auf der stirn) in diesen film gehen. das war ja schon eine hysterische hetzjagd gegen diesen film.
Es war wirklich eine Hetzjagd, aber ich glaube, Snyder ist das gewohnt. Ich meine, gibt es einen Film von ihm, bei dem sich die Kritiker nicht die Mäuler zerrissen haben??? Aber gerade dadurch spielen sie ihm ja auch immer gut in die Hände – schließlich will jeder sehen, was die anderen zu meckern haben 😉
Da überleg ich mal, ob ich den schaue. Schlecht klingt’s ja nicht. Wenn ich nur mehr Zeit hätte…
Schlecht ist’s wirklich nicht, wenn man sich drauf einlässt, vielleicht auch ein kleiner Manga- oder Anime-Nerd ist oder sonst einfach nur auf großes Gekloppe ohne viel Sinn steht 😉
Ich hoffe, Manga-Liebe ist keim Muss. Dat kann ich nämlich nicht ab. 😉
Nee, muss nicht sein, aber wenn man sich manche Bilder und Sequenzen anguckt, dann möchte man meinen, Zack Snyder hat sich viele Mangas und Animes angeschaut: von wegen Mädchen in Schuluniformen kämpfen mit massig Waffen gegen Unmengen von Gegner. Das ist mir vielleicht aber auch nur so aufgefallen, weil ich den ein oder anderen Manga auch gerne mal lese 😉
Ich fand ihn gut. Ich glaube ich schreibe auch noch was darüber.
Freut mich!
Mach das!
😉
Ich fand den Film recht unterhaltsam 🙂
Ich auch! 😀
😀 😀