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Fliegender Panzer

25. März 2011

Es gibt in jedem Film eine ganz bestimmte Szene, die im Kopf hängen bleibt – egal, wie lange es her ist, das man den Film gesehen hat. Manchmal liegt das daran, weil die Szene besonders gut oder bewegend oder herrlich komisch war. Und manchmal liegt es daran, dass die Szene so herzzerreißend dämlich war, dass man nun nicht weiß, ob man sie gut oder schlecht finden soll. Eine solche Szene stellt der „Fliegende Panzer“ dar…

Ich gebe zu, vom der Original-TV-Serie „Das A-Team“ habe ich nicht viel mitbekommen. Zu meiner Zeit durfte ich gerade mal „Knight Rider“ gucken. Scheinbar war „Das A-Team“ in den Augen meiner Mutter etwas zu viel für mich. Ein sprechendes Auto ging aber in Ordnung. So kommt es also, dass ich nur ein paar Folgen des Original-Teams gesehen habe. Aber Hollywood denkt ja mit – ob aus Mangel an Ideen oder aus Hoffnung an der Vermarktbarkeit bereits vorhandener Marken werden alte Sachen wieder vom Dachboden geholt und aufgewertet. Das hatten wir ja schon bei „Starsky und Hutch“ oder „Miami Vice“. Nun also „The A-Team“. „The“, nicht „Das“. Wir leben ja schließlich in modernen Zeiten.

Ich kann nun nicht für die wahren „A-Team“-Fans sprechen, aber der Film hat mich nur bedingt vom Hocker gerissen. In Sachen Besetzung wurde ordentlich auf den Putz gehauen: Liam Neeson spielt den „A-Team“-Obermotz Hannibal mit klassischer Zigarre, „Hangover“-Schönling Bradley Cooper spielt „A-Team“-Charmeur Face, Quinton Jackson versucht sich als Van-liebender B.A. Und Sharlto Copley miemt den Murdock. Dazu kommt Jessica Biel als Agentin und große Liebe von Face und „Little Children“-Star Patrick Wilson als fieser CIA-Gegenspieler. In Sachen Action ist „The A-Team“ dann aber etwas grenzwertig… womit wir dann wieder zu der Sache mit dem fliegenden Panzer zurückkommen. Besagter Panzer fliegt aus einem Flugzeug, besagtes A-Team sitzt drin. Ist das das Ende fürs Team? Nein, mit dem Abfeuern der Kanone wird einfach ständig die Bahn des abstürzenden, an einem Fallschirm hängenden Panzers geändert, bis dieser „weich“ in einem See landet. Ich habe ja sonst nichts gegen alberne Action, aber einen Panzer fliegen ist mir dann doch eine Nummer zu abgehoben. Zumal das auch irgendwie nicht so ganz in den Rest des Films passt.

Im Großen und Ganzen ist „The A-Team“ irgendwie doch nur ein 08-15-Actionfilm geworden. Zu Beginn können die Aktionen und vor allem die Action noch überzeugen – gerade der Überfall auf einen Truck ist cool in Szene gesetzt. Doch die Action muss bald einer reichlich einfallslosen Geschichte weichen, die quasi als „Pilot“ für eine Reihe gesehen werden könnte: Denn anfangs ist das „A-Team“ eigentlich gar nicht das „A-Team“, sondern eine super-coole Bande von Soldaten, die für besonders heikle Einsätze verwendet wird. Dieses Mal geht es um US-Dollar-Druckplatten, die wieder beschafft werden müssen. Doch das Team wird verraten, degradiert und hochkant aus der Armee geschmissen. Um die Namen seiner Männer wieder rein zu waschen, macht sich Hannibal – natürlich mit seinen Männern – auf, um die Bösewichte zu erwischen.

Die Schauspieler funktionieren als Ensemble erstaunlich gut, Liam Neeson hätte ich anfangs gar nicht wieder erkannt, aber der Hannibal funktioniert bei ihm richtig gut. Die Stimmung in der Truppe ist gut und locker – einem vernünftigen Buddy-Action-Movie mit dummen Sprüchen hätte eigentlich nichts im Wege gestanden. Aber die Story funktioniert einfach nicht richtig: gerade die Gegner wirken entsetzlich aufgesetzt und künstlich, die Beziehung zwischen Biel und Cooper geht einfach nur auf den Sack. Diese Neckerei-Scheiße hätte man sich sparen können, weil sie einfach sinnlos ist und sehr lieblos behandelt wird. Für Jessica Biel gibt es da keine Chance, irgendwas draus zu machen. Einzig und allein Patrick Wilson als schmieriger CIA-Agent ist eine wahre Freude.

Insgesamt ist „A-Team“ etwas zu lang und etwas zu gewollt und dann doch etwas zu unausgereift. Da geht zwar ordentlich viel in die Luft, aber zwischendurch wird so viel rumgequatscht, dass für einen Action-Film extreme Langeweile aufkommt. Szenen wie fliegende Panzer sorgen dann einfach nur dafür, dass man noch schneller abschaltet. „The A-Team“ präsentiert sich wie ein Prequel – wir erfahren, warum das Team sich für die Belange anderer einsetzt. Man kann nur hoffen, dass nach dieser flachen Umsetzung nicht weitere Teile folgen.

Wertung: 3 von 10 Punkten (liebloses Reboot einer Kultserie – zwar gute Schauspieler, aber langweiliger Story)

15 Kommentare leave one →
  1. 25. März 2011 07:49

    Nana…ganz so schlimm fand ich den nun auch nicht. Die Vorlage war ja schon angenehmer Schwachsinn und so gesehen führen sie das nur konsequent weiter.

    Aber hey…schön, dass du das erwähnst, ich stosse diesbezüglich oft auf Unverständnis: Patrick Wilson ist gigantisch in dieser Rolle. Der hat ein riesen Spass, den ganzen Film durch.

    Ebenfalls positiv aufgefallen, ist mir der böse Söldner-Gegenspieler: Ausnahmsweise mal kein totaler Versager sondern ein ziemlich ernstzunehmender Gegner. In jedem anderen Film hätte der Gegner bei der Hochhaus-Basejumping-Szene sofort aufgegeben. Aber er springt mit tränenden Augen aus dem Fenster und rennt ihm noch kilometerweit nach. Fand ich sehr cool.

    Und: Die Szene im Auto, in der eben dieser Söldner erschossen werden soll, ist eine der lustigsten Szenen seit langem. Wie ich finde. Nur schon wie Wilson auf das ganze reagiert. 🙂

    • donpozuelo permalink*
      25. März 2011 10:54

      Die Vorlage war dabei aber wenigstens charmant und sich vor allem auch bewusst, dass sie etwas schwachsinnig sein dürfen. Der Film selbst war mir – wie gesagt – etwas zu angestrengt.

      Aber hey, Patrick Wilson war es wert, sich den Film anzuschauen. Der hatte wirklich richtig Freude an dem Film.

  2. christiansfoyer permalink
    25. März 2011 08:10

    Der vierte Indiana Jones etablierte (als Gegenstück zum Serienausdruck „Jumping the shark“) die Begrifflichkeit „Nuking the fridge“, um den Moment zu beschreiben, an dem eine völlige Absurdität den Film so ziemlich alles kosten kann. Eben dieser Moment, an dem man erstmal nicht weiß, ob man das noch toll oder nur noch dämlich finden soll. Könnte man nach „The A-Team“ eigentlich in „Flying the tank“ umtaufen

    • donpozuelo permalink*
      25. März 2011 10:55

      😀 Sollten wir wohl wirklich mal beantragen.

  3. luzifel permalink
    25. März 2011 09:25

    ALTER!

    Das sehe ich jetzt mal vollkommen anders und haue in die gleiche Kerbe wie Damian. Sicher ist der Film nicht der Höhepunkt der intelligenten Actionstreifen, aber das war die legendäre Serie auch nicht. Genau genommen war die sogar ziemlicher Schrott aus meiner Perspektive. Der Film ist witzig, gut erzählt, teils clever, actionreich wie Hölle und mit absurden Denkwürdigkeiten wie dem Landen mit dem Panzer in einem See in Deutschland oder dem 3D-Kino in der Irrenanstalt einfach nur voll gestopft mit guter Unterhaltung und Popcornkino..

    Ich liebe diesen Film und würde ihm ungehemmt 8 von 10 geben!

    Grüße, Luzifel..

    PS: Liam Neeson ist so geil als Hannibal und gerade die erste Szene in Mexiko rockt mal gleich richtig ^^

    • donpozuelo permalink*
      25. März 2011 10:58

      Immer wenn dieses „ALTER!“ kommt, kriege ich Angst… 😉 Ist ja schon so wie mit „Machete“. Ich habe mich einfach nicht so sehr unterhalten gefühlt, wie ich es gerne gehabt hätte. Sorry…

      Witzig gebe ich dir an manchen Stellen noch, gut erzählt – naja…, clever??? Sorry, Bro! Aber hey, dafür sind unterschiedliche Meinungen ja da 😉

  4. 25. März 2011 14:59

    Da DU denn Film jetzt auch zum NoGo erklärt hast erübrigt er sich damit endültig für mich 😛

    • donpozuelo permalink*
      25. März 2011 15:10

      Naja, wie du an den Kommentaren erkennen kannst, gibt es solche und solche Stimmen. Aber ich bleibe dabei: Serie ja, Film nein.

  5. 30. März 2011 10:57

    Die Anfangsszene in Mexiko fand ich noch gut inszeniert, die Truckentführung wurde dann schon ein wenig zu gut getimt. Danach wurde es nuch noch grenzwertig. Es sah cool aus, war aber einfach ein wenig zu unrealistisch. Wenn Bruce Willis bei R.E.D. überirdisch aus einem Auto aussteigt, verzeiht man das, da es eine Comicverfilmung ist. A-Team handelt von normalen Soldaten. Dieses Team hatte mehr was von einer Spezialeinheit bei Metal Gear Solid. Sieht cool aus, allerdings nicht alles andere als realistisch. 😉

    Zum Cast: Bis auf Jackson spielen alle durchweg gut, wirklich gefallen hat mir jedoch nur Copley. Neeson und Cooper gehen mir mit ihrer Rollen-Monogamie langsam echt auf den Sack. Man muss ja nicht wie Nic Cage jeden Mist spielen, aber ein paar andere Facetten würde ich schon gerne mal sehen. Jessica Biels Rolle war viel zu flach und stiefmütterlich eingebaut, als dass sie etwas hätte draus machen können.
    Nun zu den Bösewichten. Patrick Wilson hat mir auch gefallen, weil man ihm wirklich ansehen konnte, dass ihm die Rolle Spaß macht. Auch Brian Bloom als abgebrühter Pike hat mir gefallen. Ab einem bestimmten Punkt des Films war ich ja schon eher auf der Seite der Bösen.

    War ganz unterhaltsam, muss man aber nicht unbedingt gesehen habe.

    • 30. März 2011 10:58

      „Sieht cool aus, allerdings alles andere als realistisch“ Jetz stimmts. 😀

      • donpozuelo permalink*
        30. März 2011 12:10

        Okay, die Anfangsszene war wirklich noch ziemlich cool, aber danach nahm es stetig ab. Zu dem „R.E.D.“-Vergleich kann ich nichts sagen, der wartet noch auf meine Sichtung 😉

        Und so richtig unterhaltsam fand ich ihn jetzt auch nicht. Irgendwann habe ich abgeschaltet und es nur so an mir vorbei rieseln lassen.

      • 30. März 2011 18:59

        Aber spätestens bei der „Frankfurt“-Szene ist man dann wieder hellwach. xD

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