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Heroes of Product Placement

14. März 2011

Product Placement – auch besser bekannt als „unauffällig auffällige Werbung im Film oder in Serien“. Das mag nur der Audi-Prototyp in „I Robot“ sein oder die zufällig dastehende Cola-Dose, an der die Kamera mal eben vorbei fährt – aber es ist und bleibt Werbung. Ganz frei nach dem Motto: „Boah, wenn der das im Film so toll findet, dann muss ich das auch toll finden!“ Aber in den meisten Filmen geht das Ganze ja – wie gesagt – eher etwas unauffälliger über die Bühne. Mein persönlicher Held in Sachen Product Placement ist eine mir sehr ans Herz gewachsene Trilogie über einen jungen Mann, der zusammen mit einem verrückten Professor hin und her durch die Zeit reist.

Klar, es geht um „Zurück in die Zukunft“. Und um die darin stattfindende Schlacht des Product Placement: Von Schuhen (Nike Chucks), Skateboards über Fast-Food und Pepsi. Von Calvin Klein über den DeLorean. Selbst Produzent Steven Spielberg lässt noch seinen „Weißen Hai“ auftauchen. Und das sind jetzt nur die offensichtlichen Produkte – ich bin mir sicher, ein Amerikaner wird noch zig tausend andere Sachen finden, denen Robert Zemeckis mit seiner Trilogie einen Werbeplatz bietet (da wird ja selbst im dritten Teil noch Werbung für einen Colt gemacht 😉 ). Interessanterweise stellt sich da eine Frage: War das alles tatsächlich beabsichtigt oder sollte das ironisch gemeint sein? Immerhin sind viele Produkte ja tatsächlich Alltagsgegenstände…

Aber halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf, denn schließlich ist die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie ein perfektes Beispiel dafür, dass Product Placement auch Spaß machen kann – allein schon wegen des Product Searching des Zuschauer 😀 Im Ernst jetzt: Die Trilogie ist Kult. Zeitreisen war nie aufregender, witziger und lehrreicher: In Teil Eins aus dem Jahr 1985 muss der junge Marty McFly (Michael J. Fox) im Jahr 1955 dafür sorgen, dass sich seine Eltern kennenlernen, damit er selbst überhaupt geboren wird. Klingt einfach, wird aber dadurch erschwert, dass sich die zukünftige Mutter in ihren zukünftigen Sohn verguckt. Aber irgendwie schafft Marty es, erfindet nebenbei noch den Sound des Chuck Berry und kehrt heil in seine Zeit wieder zurück. In Teil Zwei aus dem Jahr 1989 tobt sich die Crew um Regisseur Zemeckis dann so richtig aus. Teil Eins war ja eigentlich nur als Einzelfilm gedacht, das offene Ende sollte eher ein Gag sein, wird nun aber zur Grundlage für die Fortsetzung: Marty und Doc Brown (genial: Christopher Lloyd) reisen in die Zukunft, dabei gerät ein Buch über alle Sportergebnisse aber zurück in die Vergangenheit und verändert so die Gegenwart. Also muss Marty wieder ins Jahr 1955 – Szenen aus dem ersten Teil der Trilogie erhalten eine ganz neue Bedeutung und der Film spielt deutlich mehr mit dem Zeitreise-Paradoxon. Teil 3 schließlich bringt den guten alten Wilden Westen in die Trilogie, weil der Doc ja im zweiten Teil aus Versehen dorthin gereist ist und nicht wieder zurück kann.

H.G.Wells Zeitreise mit Morlocks und Eloy war ja schon eine ganz nette Idee, hat aber nie wirklich Lust aufs Zeitreisen gemacht. Zemeckis macht das da deutlich besser: Mit Michael J. Fox ist der perfekte „Zeitreise-Bengel“ geschaffen – ein liebenswürdiger Schelm, der gar nicht so richtig weiß, wo ihm der Kopf steht. Lieber hitzig als überlegt stolpert Marty McFly von einem Abenteuer ins nächste, nennt sich halt mal Calvin Klein (Teil 1) oder Clint Eastwood (Teil 3). Michael J. Fox verkörpert perfekt den jugendlichen Leichtsinn, die Freude am Unbekannten. Und wenn wir schon von Perfektion reden, dann sollten wir besser auch gleich Christopher Lloyd ein Loblied singen. Ich meine, wenn schon verrückter Professor mit wirrem, weißen Haar, dann Lloyds Doc Brown. Der perfekte Einstein-Verschnitt mit absurden Ideen, die aber trotzdem immer wieder umgesetzt werden können. Man muss halt nur wollen.

Wollen ist dann auch das richtige Stichwort: Geplant war nur ein Film, doch wollten die Zuschauer mehr. Und Zemeckis unterwirft sich den Wünschen der Allgemeinheit und erschafft mit „Zurück in die Zukunft II“ den Beweis, dass Fortsetzungen tatsächlich hin und wieder auch besser sein können als der erste Film. Das liegt aber daran, dass Zemeckis a) noch experimentierfreudiger ist und mehr Zeitschienen und damit mehr Verwirrungen in den Film baut und b) Teil 1 einfach in die Fortsetzung integriert. Überhaupt achten beide Fortsetzungen penibel darauf, die im ersten Teil vorkommenden Running Gags weiter zu führen: sei es das Marty bei der Bezeichnung „Feige Sau“ total ausflippt, sei es die Skateboard-Verfolgungsjagd (im ersten Teil erfindet Marty das Skateboard erst, im zweiten darf er dann die Zukunft des Skateboardings erfahren) oder die so bedeutsame Uhr am alten Gerichtsgebäude, die in jedem Teil eine wichtige Rolle spielt. Ähnlich wie bei den Product Placements gibt es auch bei den Running Gags noch weitere Beispiele – aber die kann man beim wiederholten Gucken immer wieder neu entdecken.

Fassen wir also zusammen: „Zurück in die Zukunft“ ist genial, ist Pflicht, ist absoluter Kult. Product Placement hin oder her, hier passt einfach alles perfekt zusammen. Die Filme fügen sich nahtlos aneinander, als wären sie ein ganzer Film. Die Charaktere sind manchmal herrlich überzeichnet (vor allem der Doc), aber immer grandios. So wie die ganze Trilogie.

Mein absoluter Favorit ist zwar „Zurück in die Zukunft II“, aber zusammen ist es immer noch eine der besten Film-Trilogien überhaupt!!!

Wertung: 10 von 10 Punkten (Zeitreisen sind kompliziert und verwirrend – dank Doc Brown und Marty aber immer wieder ein Versuch wert)

33 Kommentare leave one →
  1. 14. März 2011 10:34

    Oh yeah! Mein Lieblingsteil ist übrigens auch der zweite, wenngleich der erste auf jeden Fall auch unter meine Lieblingsfilme fällt. Allein Teil 3 lässt qualitativ etwas nach.

    • donpozuelo permalink*
      14. März 2011 11:54

      😀

      Ja, es ist so ein bisschen wie bei „The Godfather“: Teil 1 und 2 sind großartig, Teil 3 ist so naja… Aber ich finde, bei „Back To The Future“ funktionieren alle Teile großartig als eine Einheit.

  2. 14. März 2011 12:38

    Wuuuuh, eine großartige Reihe!

    Und die Product Placement Einleitung ist auch gut. 😉

    • donpozuelo permalink*
      14. März 2011 12:51

      Danke!!! „Zurück in die Zukunft“ ist aber auch perfektes Beispiel dafür. Manche versuchen es weniger offensichtlich und werden dafür kritisiert, Zemeckis macht es sehr offensichtlich und heimst dafür ja auch noch Lob ein. 😉

  3. 14. März 2011 17:46

    Ich will nen Fluxkompensator!! 😉
    Schöne Filmreihe, aber Teil 3 gucke ich nicht so gerne. Der zweite Teil ist ganz abgesehen vom Film her mein Favorit, weil der früher viel seltener als die beiden anderen Filme gesendet wurde und somit immer ein Erlebnis war!

    • donpozuelo permalink*
      14. März 2011 19:30

      Ja, den hätte ich auch gerne. Allerdings nur in Verbindung mit der Freundschaft zu einem schrulligen Professor 😉

      Und die Allgemeinheit scheint Teil 2 sehr zu bevorzugen… aber der ist auch einfach genial.

  4. 15. März 2011 09:15

    Teil 3 gefiel mir am wenigsten. Der ging irgendwie in eine ganz andere Richtung.

    • donpozuelo permalink*
      15. März 2011 11:09

      Teil 3 geht ja auch nur auf den Wunsch von Doc Brown ein, endlich mal im Wilden Westen zu leben. es hat zwar alles seine Berechtigung, wirkt aber tatsächlich etwas aus der Trilogie herausgehoben.

  5. 16. März 2011 17:49

    Ich weiß nicht, ob ich da die volle Punktzahl zücken würde, aber dem Review habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen. Macht immer wieder Spaß, absolut zurecht ein Kultfilm im wahrsten Sinne des Wortes!

    • donpozuelo permalink*
      16. März 2011 20:39

      Naja, gut… allein wegen Teil 3 hätte man nen Punkt abziehen können. Aber als Trilogie finde ich die Serie 10-Punkte-Reif… 😉

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