Problembewältigung
Andrew Largeman (Zach Braff) lebt allein in L.A., versucht sich verzweifelt als Schauspieler und arbeitet nebenbei in einem vietnamesischem Restaurant. Sein Leben ist öde und leer, bis er eines Tages einen Anruf bekommt: am anderen Ende der Leitung ist sein Vater (Ian Holm), der ihm mitteilt, dass Andrews Mutter gestorben ist. Nach Jahren kehrt Andrew also wieder nach Hause zurück – ein Ort, den er aus vielen Gründen verlassen hatte. Verstört muss Andrew feststellen, dass sich nicht viel getan hat. Gleichzeitig erwarten ihn aber auch ein paar Überraschungen: die größte dürfte seine Begegnung mit Sam (Natalie Portman) sein – eine junge Frau, die selber ein paar Geheimnisse vor Andrew hat.
Zach Braffs Debüt heißt „Garden State“. Ein merkwürdiger Titel, der etwas Erklärung bedarf, um ihn zu verstehen. Am einfachsten ist Erklärung Nr. 1: New Jersey, wo die Handlung spielt, wird als Garden State bezeichnet. Erklärung Nr. 2 wird etwas lyrischer: der Titel des Films lehnt sich an das Gedicht „The Garden“ von Andrew Marvell an: „Such was that happy garden-state,/ While man there walked without a mate“.
„Man […] without a mate“ – die Bezeichnung trifft wohl am ehesten auf Braffs Charakter Largeman zu. Sein ganzes Leben scheint er allein gelassen worden zu sein – sein Vater verschreibt ihm Pharmazeutika, um die angeblichen Wutanfälle seines Sohnes zu mildern. Dabei tritt Largeman im ganzen Film nicht wirklich wütend vor die Kamera. Viel eher sehen wir einen leidenden jungen Mann, der all seine Gefühle in sich bunkert und somit nur noch mehr zu kämpfen hat.
„Garden State“ ist eine wundervolle Komödie voller komischer und liebevoller Momente, aber auch voll von bizarren Situationen: u.a. wäre da der Blindenhund, der Largemans Bein bespringt. Zach Braff, der sowohl das Skript geschrieben (angeblich schon fast autobiographisch) als auch Regie und Hauptrolle übernommen hat, gelingt mit seinem Debütfilm eine gelungene Mischung aus Romantik, Komödie und Drama. Man könnte jetzt unterstellen, dass vieles von „Scrubs“ (in der Braff die Hauptfigur J.D. spielt) abgekupfert wäre. Ich meine aber, dass Braff vieles, was „Scrubs“ so gut gemacht hat, auf seine eigene Art und Weise umsetzt. Ähnlich wie in der Serie gelingt ihm die Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie – das ist etwas, was „Scrubs“ so liebenswert gemacht hat und was auch „Garden State“ zu einem absolut empfehlenswerten Filmerlebnis macht. Zumal die Figuren aus „Garden State“ äußerst liebenswert, teilweise bemitleidenswert, aber immer sympathisch sind. Man kann sich gut in sie hinein versetzen – ihre Probleme gut verstehen.
Ein weiterer absoluter Pluspunkt für den Film (hier erkennt man auch wieder ein wenig „Scrubs“) ist der Soundtrack, der sich wunderbar der Story unterordnet, ohne zu viel künstliche Dramatik zu erzeugen. Für die Zusammenstellung wurde Braff mit dem Grammy ausgezeichnet (ja, sowas gibt’s auch).
Allen „Scrubs“-Fans sei dieser Film wärmstens ans Herz gelegt. Und allen, die einfach nur mal wieder einen guten Film sehen wollen natürlich auch.
Wertung: 9 von 10 Punkten (verrückt-komischer Blick in die Seele eines jungen Mannes, der sich seinen inneren Dämonen stellen muss)
Ich glaube, dass habe ich schon einmal gesagt: Ich fand den Film nicht so grandios – muss ihn aber wohl noch einmal genauer ansehen.
Ich mochte den Film beim ersten Mal auch nicht so sehr. Jetzt habe ich ihn nochmal gesehen und musste doch meine Meinung ändern. Vielleicht liegt’s daran, dass ich jetzt besser mit Largeman mitfühlen konnte oder weil ich zu einem riesigen „Scrubs“-Fan geworden – egal, was es ist, gib dem Film ruhig noch mal ne Chance.