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Folge dem weißen Kaninchen

27. November 2009

Wenn Menschen zur Erkenntnis gelangen wollen, müssen sie von den Fesseln ihres Seins befreit werden. Plato geht in seinem Höhlengleichnis davon aus, dass der Mensch in einer Höhle so gefesselt ist, das er nur nach vorne sehen kann. Dort sieht er die Schatten, die dorthin projiziert werden. Da er sein ganzes Leben lang nur diese Schatten sieht, hält er sie für die Realität. Um nach Plato nun Erkenntnis zu erlangen, muss der Mensch von seinen Fesseln befreit werden und hinter das Feuer zu gehen. Nur durch den Schmerz des Geblendet-Werdens und dem Weiterforschen erlangt der anfangs gefangene Mensch zu Erkenntnis.

Warum ich jetzt hier so philosophisch werde? Es passt zu einem Klassiker des Action-Sci-Fi-Films: „Matrix“. Wir haben in der Schule tatsächlich „Matrix“ geguckt, um Platos Höhlengleichnis daran zu erklären: In „Matrix“ ist es die ganze Menschheit, die sich „Schatten“ vorgaukeln lässt. Unter diesen befindet sich auch Thomas A. Anderson (Keanu Reeves), der neben seinem Job in einer Software-Firma auch als Hacker mit Namen Neo etwas dazu verdient. Eines Tages tritt die geheimnisvolle Trinity (Carrie-Anne Moss) in sein Leben und stellt ihm Morpheus (Lawrence Fishburne) vor, der ihn darüber aufklärt, was die „Matrix“ wirklich ist. Morpheus sorgt dafür, dass Neo seinen Fesseln entkommt und die Wahrheit erkennt.

Ich will jetzt nicht weiter zur Geschichte von „Matrix“ schreiben, die meisten kennen den Film sicherlich und die, die ihn noch nicht kennen, sollen nicht zu viel erfahren.

„Matrix“ ist ein Beispiel für das Gute und das Schlechte an Hollywood:

Zuerst das Gute:

Mit viel Spannung wurde 1999 auf den Film der Wachowski-Brüder gewartet. Und der Film konnte allen Erwartungen gerecht werden:

  • Die Effekte waren der Hammer. Mittlerweile sind sie ja schon ein alter Hut, aber die Bullet-Time-Effekte, schwebende Menschen, akrobatische Fights mitten in der Luft – das sah einfach nur extrem cool aus.
  • Wie das Beispiel mit Plato zeigt, gelang es unter anderem auch, Blockbuster-Kino mit Niveau zu machen. „Matrix“ ist nicht nur einfach eine Aneinanderreihung von Effekten, die Story regt durchaus zum Denken an und wird gekonnt in Bilder gesetzt (hierbei ist mir endlich mal aufgefallen, dass die Bilder in der Matrix immer einen leichten Grünschimmer haben, während die Bilder außerhalb der Matrix „normal“ belichtet sind – ein kleiner, aber feiner Story-Effekt, der die verschiedenen Wechsel schön verdeutlicht).
  • „Matrix“ ist Erlösergeschichte, Märchen (Gut gegen Böse), Gesellschaftskritik, Science Fiction und Philosophieunterricht zugleich.
  • Mit dem äußerst fiesen Agent Smith (Hugo Weaving) gibt es mal wieder einen herrlich fiesen Fiesling.

Jetzt das Schlechte:

„Matrix“ baut sich eine eigene komplexe Mythologie auf, die dem Zuschauer aber nur in Häppchen serviert wird. Das ist aber noch nicht das Schlimme – schlimm wird es erst, wenn man sich „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“ mit dazu rechnet. Keine Ahnung, aus welchem Grund diese beiden Fortsetzungen wirklich entstanden sind:

Hier versauen sich die Filmemacher ihren eigenen Klassiker gehörig. Ich kenne persönlich niemanden, der mit den „Erklärungen“ aus Teil Zwei und Drei etwas anfangen konnte. Dazu werden die Filme fast nur noch reine Effektschlachten. Teil Zwei und Drei haben zwar auch noch ein paar tolle Sequenzen, bleiben aber meilenweit hinter dem Original zurück.

„Matrix“ ist das Unglückskind, aber nur wegen der Fortsetzungen. Das Original kann sich mehr als nur sehen lassen und sei hiermit jedem wärmstens ans Herz gelegt, der den Film noch nicht gesehen hat (gibt es solche Menschen überhaupt???)

Wertung: 9 von 10 Punkten (geile Story, geile Effekte – ein seltenes Exemplar von Popcorn-Kino mit Köpfchen)

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