Shichinin no samurai – 七人の侍
Oder auch: „Die Sieben Samurai“ 🙂
Und wer hat’s gemacht? Natürlich Akira Kurosawa. Dass es sich bei „Die Sieben Samurai“ tatsächlich um einen großen Klassiker handelt, zeigt sich wohl auch daran, wie viele andere Filme sich in großen oder kleinen Teilen auf diesen Film beziehen:
– Allen voran natürlich John Sturges „Die Glorreichen Sieben“, das wohl bekannteste Beispiel, der das Geschehen aus der Zeit der Samurai in die Zeit der Cowboys packt
– Für viele vielleicht neu: aber auch Bollywood hat sich dem Stoff angenommen und so schuf Ramesh Sippy 1975 mit dem Film „Sholay“ den erfolgreichsten aller Bollywood-Filme (dieser Rekord besteht bis heute)
– Und als letztes großes Beispiel: sogar George Lucas soll Elemente des Films in „Star Wars“ verarbeitet haben.
– (Und nicht zu vergessen: die Anime-Serie „Samurai 7“ – wurde hier schon besprochen – versetzt die Story der sieben Samurai in eine Science-Fiction-Welt, in der aus normalen Räubern meterhohe Roboter-Räuber werden)
„Die Sieben Samurai“ ist von der Story tatsächlich wie dafür geschaffen ein Western-Remake zu machen: ein kleines Dorf wieder Jahr um Jahr von Banditen überfallen, die sich der Ernte und der Frauen bedienen. Um sich zur Wehr zu setzen, wird eine kleine Gruppe von Männern in die Stadt geschickt, um dort Samurai zu werben, die für einen Minimallohn gegen die Banditen kämpfen sollen. Die Männer aus dem Dorf treffen zuerst auf den alten Samurai Kambei, der sich auf die Seite der Bauern stellt. Zusammen mit ihm suchen sie nach sechs weiteren Samurai – darunter ein alter Freund Kambeis, ein schweigsamer Meisterkämpfer, ein absoluter Frischling und ein Clown (eigentlich ein Bauer, der sich als Samurai verkleidet) sind unter den Sieben, die tatsächlich aufbrechen, um den Bauern das Kämpfen beizubringen. Das Dorf wird befestigt, die Bauern notdürftig ausgebildet und nachdem die Ernte eingefahren ist, lassen auch die Banditen nicht lange auf sich warten.
Um es vorweg zu nehmen: „Die Sieben Samurai“ ist wirklich ein Klassiker der Filmgeschichte, der sich für das deutsche Publikum sehr nackig machen musste (die Gründe dafür sind mir leider unbekannt). Es gibt den Film nämlich als deutsche Kinofassung und als internationale Langfassung. Der Unterschied beträgt fast eine Stunde, womit sich die Langfassung auf 199 Minuten streckt (für manche mag sich aus Zeitgründen dann vielleicht die etwas kürzere Fassung anbieten).
Auf meiner DVD-Hülle wird Kurosawas Meisterwerk als die Geburtsstunde (1954) des Actionfilms angepriesen und während des Guckens habe ich mich manchmal schon gefragt, wie das gerechtfertigt werden kann – immerhin dauert es (in der Langfassung) fast zwei Stunden, bis überhaupt die ersten Banditen auftauchen. Hört man Actionfilm, erwartet man auch irgendwie Action. Allerdings liegt das ja auch daran, dass wir schon zu sehr von neuerem Material geprägt sind. Schaut man bei „Die Sieben Samurai“ nämlich genauer hin, werden tatsächlich einige Elemente des heutigen Actionfilms deutlich:
– Die Rekrutierung der Helden – hier wird das Ganze sehr weit und ausführlich ausgebreitet, aber das Thema ist das Gleiche. Nur in den heutigen Filmen wird schneller abgefertigt. Nach dem Motto: „Hier, das sind meine Leute.“
– Die Vorbereitung auf den Kampf durch das Befestigen des Dorfes oder das Trainieren der Bauern (hin und wieder musste ich dabei – aus welchen Gründen auch immer – an „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“ denken – sehr witzige Sache)
– Der Kampf gegen den Gegner. Kurosawa filmte mit drei Kameras und das merkt man auch. Die Kamera springt hin und her und bringt uns immer wieder mitten ins Gewühl der Kämpfenden.
– Die obligatorische Liebesgeschichte zwischen dem jüngsten Samurai und einer Dorfschönheit. Selbst Kurosawa hat erkannt, ein wenig Romantik muss sein. Heute haben wir das zwar etwas mehr in die Richtung Erotik pur gerückt, aber trotzdem…
– Ein Thema, was wohl am besten in Western-Filmen zum Vorschein kommt, ist die Angst der Dorfbewohner vor den eintreffenden Samurai.
– Der witzige Sidekick – heute entweder als Nebenfigur oder als Sprüche klopfender Held – Kurosawa schafft die Figur des Kikuchiyo – eine weitere Paraderolle für Toshiro Mifune (bekannt auch aus „Rashomon“ und „Das Schloss im Spinnwebwald“ – beide Filme wurden hier schon rezensiert). Der Bauer Kikuchiyo, der sich als Samurai beweisen will, ist ein Clown. Ohne diese Figur hätte aber auch der ganze Film nicht wirklich funktioniert. Gerade durch die schon affenartige Komik Mifunes wird der Film an den richtigen Stellen immer wieder etwas aufgelockert.
Neben all diesen Elementen verarbeitet Kurosawa auch soziale Geschichten – wie die Unterschiede zwischen Bauern und Samurai, die Frage, ob man helfen soll, auch wenn nichts dabei für einen selbst herauszuschlagen ist.
Auf 199 Minuten gepackt hat der Film für heutige Verhältnisse einige Längen. Aber das sehe ich persönlich nicht so sehr. Genau deswegen wollte ich den Film ja auch nur in der Langfassung sehen – so wie der Meister es wollte. Denn auch, wenn der Film sehr lang ist, passt alles in sich zusammen. Die Charakter- als auch die Story-Entwicklung hat genügend Zeit, um einen wirklichen Klassiker aus „Die Sieben Samurai“ werden zu lassen. Und das er das ist, zeigt sich daran, dass er so viel Einfluss hatte – nur wird Action heute halt etwas anders gemacht. Verbeugen sollte man sich daher vor dem Altmeister Japans.
Wertung: 9 von 10 Punkten (+2 wegen Kult- und Klassik-Status, der Pate des Actionkinos)
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Ich habe vor wenigen Tagen erst „Die verborgene Festung“ von ihm gesehen. Hier hat Lucas nahezu 1:1 Szenen, Figuren, Überblendungen und Kameraeinstellungen adaptiert. Tipp!
Ja, vielen Dank. Der Film ist vorgemerkt und wird dann irgendwann auch mal hier auftauchen. Solange Kurosawa dran steht, kann es sich ja nur um was Gutes handeln.
War als Jungtwen Pflichtprogramm. Ich mochte die Sieben Samurai auch immer lieber als später die Glorreichen Sieben. Samurai war ja als Kid auch ein Traumberuf :-))
Samurai sein wäre schon verdammt cool 😉 Durch Kurosawa habe ich die Samurais erst so richtig „lieben“ gelernt. Ein toller Film!